524 - Leiningen, Pustertal


Matarello vergeblich aufgehalten, machte er sich an die Einschließung und Beschießung der Stadt, welche übrigens der Bürgerschaft mehr Schrecken als Schaden bereitete. Im deutschen Südtirol läutete man wieder die Sturmglocken, Kompagnien zur Befreiung Trients wurden zusammengerufen. In Bozen entfalteten die Hauptleute Reich und Gasser großen Eifer. 300 Standschützen, ebensoviel vom Bürgermilitär und noch ein halbes Tausend Freiwillige sammelten sich in der Stadt zum Auszug. Ebenso bereit zeigten sich die umliegenden Malgreien, die Bezirke von Kaltern und Neumarkt. Die also formierte Streitmacht war so ansehnlich, dass man die Burggräfler, an welche auch schon der Ruf ergangen war, wieder abbestellte. Am dritten Tage des Bombardements erschienen die Schützen, von den Höhen bei Allelaste, Cognola und Martignano herabsteigend, im Rücken der Franzosen, andere Kolonnen fassten den Feind an der Stirnseite, Leiningen machte gleichzeitig einen wuchtigen Ausfall. Nach einem vierstündigen Gefechte, das dem Gegner einige hundert Mann kostete, war Trients Umgebung am 9. Juni geräumt, Levier ging über die Landesgrenze zurück. Nur die am besten organisierten Kompagnien, darunter die Bozener unter Gasser und die Griesser unter Hasler, bewog Leiningen zu bleiben zum Schutz des Etschtales, die andern wurden schnell verabschiedet. Möltener Bauern eskortierten 130 gefangene Franzosen nach Meran. Auf die Nachrichten aus Südtirol hatte Buol Ertels Mannschaft aus Innsbruck auf den Brenner, seine eigene nach Brixen verlegt. Mit einem Bataillon war er bis Bozen gezogen, alsbald aber wieder umgekehrt, als er die gelungene Entsetzung Trients erfuhr. Die folgenden Tage gab es. noch Alarmierungen. Eine solche rief Leiningen am 12. nach Borgo; am 14. ergingen wieder Aufgebote, weil eine französische Truppe bis Roveredo vordrang. Buol rückte zum zweiten Mal von Brixen herab; als er nach Neumarkt gelangte, war Gefahr und Lärm schon vorüber. Acht Tage später konnten auch die zurückbehaltenen Kompagnien sich auflösen, am 23. verkündete Leiningen unter Kanonensalven den Sieg bei Aspern. 1)

Ein ähnlicher Brandschatzungszug wie Leiningen gelang dem Rittmeister Banitza, welcher mit zwei Kompagnien eines wallachischen Regiments und sechs Pustertaler Kompagnien am Kreuzberg stand, nach Belluno. Geld, Pferde und Schuhbekleidung musste ihm die Stadt liefern und sich die Einsetzung einer kaiserlich gesinnten Munizipalität gefallen lassen. Pustertal war durch General Schmidt nach dessen Rückkehr aus Kärnten hinreichend gedeckt. Das bestimmte Buol, an dieser Seite die Offensive zu ergreifen zu Vorstößen nach der venezianischen Ebene und um die Verbindung mit dem Korps Gyulay zu erreichen. Der schmählich

1) Üb. diese Vorgänge Heppergers Tagebuch, Leiningens Bericht bei Rapp p. 389, ein gedr. Flugblatt dar. (A. G.), ein Aufsatz von J. Erler im Tir. Boten 1899 p. 1136.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 524

Rechtschreibung behutsam angepasst.
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