525 - Hormayrs Pläne mit Veltlin


missglückte Versuch des Majors Grammatica auf das schwach besetzte Fort Malborghetto war kein vielverheißender Anfang. Aber an eine Vorrückung nach Klagenfurt wurde ernstlich gedacht. Schmidt, durch Aufnahme zahlreicher Ranzionierter verstärkt, sollte im Verein mit der Truppe Reissenfels und mit zahlreichen Meraner und Pustertaler Kompagnien gegen Klagenfurt vordringen, 1) Reissenfels kam deshalb schon bis Bruneck, der Sandwirt, seinen Passeirern vorauseilend, sogar schon bis Sachsenburg; eine Volkserhebung in Kärnten, von Türk ins Leben gerufen, hätte dem Unternehmen unterstützend zur Seite gehen sollen. Da tauchten Gerüchte von der Wagramer Schlacht und vom Waffenstillstand auf, welche anfangs Unsicherheit, alsbald völliges Stagnieren verursachten.

Buols Absichten auf Kärnten wurden auch von Hormayr geteilt, in ihren Besprechungen zu Brixen waren sie gereift. Was aber den Intendanten namentlich interessierte, war eine Expedition nach Veltlin, um eine franzosenfeindliche Bewegung dort zu schüren. Schon in den ersten Junitagen trat er deshalb wieder in Fühlung mit Veltlinern und Bündnern: Paravicini, Juvalta, Michael Foppel, Konrad Planta in Zernetz, Travers zu Ortenstein, auch mit den Kapuzinern in Tarasp. Durch die Hände von Senn und Frischmann gingen die Kundschaften und Korrespondenzen. Freilich, was Frischmanns Vertraute meldeten, klang nicht sehr ermutigend: Franzosen ziehen die Bauern ein, welche bisher die Waffen ergriffen, und fahnden nach den Gewehren; das Volk, meist gut gesinnt, besitzt infolgedessen keine Mittel. 3) Deshalb wollte der Intendant von Tirol aus die Bewegung neu beleben. Es verdient, so schreibt er an Senn, erwogen zu werden, wie man eine kleine Expedition ins Veltlin machen könne. „Zwei Kompagnien Militär, eine Kanone und 6 — 8 Schützenkompagnien könnten Grosses leisten; Aufhebung der Rekrutierung und der Abgaben wäre zu verkünden. Etwas Geld wird wohl das Land selbst leisten können, bedenklich wäre der Mangel an Waffen und Munition. Eben jetzt gewinnt der Aufstand in Veltlin große Bedeutung, da auch Piemont in Gärung ist und Oberitalien von Truppen entblößt. So wird dann, was ich nie glauben wollte, eine Diversion nach Mailand möglich. Sizilianer und Briten haben schon vor einiger Zeit in Kalabrien gelandet und bedrohen Neapel, andere kleinere englische Landungen geschehen an den Küsten des Kirchenstaates, wo alles in größter Bewegung ist, weil Napoleon dem Heiligen Vater Rom geraubt hat." 8) Wenn es nach

1) In einem zudringlichen Schreiben an den Kaiser (2. Juli J. M.) erklärt Kolb, Schmidt eifrig unterstützen zu wollen. 14 Tage vorher hatte er Hofer den abenteuerlichen Plan zugedacht, durch einen Zug nach Salzburg Napoleon gefangen zu bekommen.
2) Frischmanns Bericht vom 10. Juni, geschrieben von seinem Adjutanten Purtscher. (A. W.)
3) Hormayr an Senn 27. Juni. A. G.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 525

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.