527 – Kufstein


dienen.1) Teimer musste daher Freiwillige werben, deren er allerdings eine erkleckliche Zahl zusammenbrachte. Mit ihnen erschien er in Partenkirchen und Murnau, selbst bis Weilheim streiften tirolische Freischärler. Überall gab es starke Requisitionen. Das erzeugte solchen Rumor, dass Deroys Division den Befehl erhielt, diese Bezirke gegen fernere Heimsuchungen zu decken. Vor ihr zog sich Teimer bis zu den verschanzten Passlinien der Scharnitz zurück. 2) Deroy fand bald an anderer Seite Verwendung, und Arco musste mit einer Truppe, die nicht viel über tausend Mann zählte, die lange Strecke von Tegernsee bis Murnau decken. Fortwährend wurde diese Grenzwache in Atem gehalten. Es verging keine Woche, dass von Ehrenberg, Scharnitz oder auch vom Achenpasse aus bäuerliche Scharen im Verein mit etwas Infanterie und einigen Chevauxlegers erschienen und plündernd .die Distrikte durchzogen. 3) Hier behauptete sich Teimers System der „brutalen Planlosigkeit" bis Ende Juli trotz erneuerter Verbote der Innsbrucker Schutzdeputation, welche immer wieder „Räubereien" auf bayrischem Boden untersagte, 4) und trotz mancher derben Schlappe, wie namentlich jener in der Nähe von Kochel.

Eines vom ersten, woran man nach der zweiten Befreiung des Landes dachte, war, die Umschließung von Kufstein wieder aufzunehmen. Schon am 1. Juni umschwärmten einige hundert Schützen, freilich nur ungeordnetes Volk, die Festung. Eine noch viel geringere Truppe, als früher unter Reissenfels, legte Buol vor Kufstein, es waren nur zwei Kompagnien unter dem Hauptmann d'Esquille, fast ohne alles Geschütz. Nur mittels Aushungerung infolge enger Blockade konnte man die Festung zu Fall zu bringen rechnen. Den Mangel an Militär mussten heimische Streitkräfte ersetzen. Sie zu sammeln und zu verwenden, war die dem Speckbacher zugedachte Aufgabe. Zehn Schützenkompagnien, vornehmlich von Unterinntal, aber auch solche aus Pustertal und Innsbruck (Hauptleute:

1) Chron. v. Seefeld a. a. O. Kaufmann Alois Rietzler von Pfunds an den Generalkommissär 8. Mai 1810. J. St. Rietzler suchte als Hauptmann den Exzessen entgegenzutreten, dem am 2, Juni gefangenen bayrischen Hauptmann Jehle verschaffte er in Pfunds ruhigen Aufenthalt und verhalf ihm beim Wiederausbruch der Bewegung im August zur Flucht in die Schweiz.
2) Die Chron. v. Seefeld verzeichnet zum 16. Juni die Rückkehr Teimers mit den Hauptleuten Marberger und Hirn.
3) Die einzelnen Renkontres bei Baur a. a. O. p. 57 ff.
4) Noch am 25. Juli drückt die Deputation gegen Straub ihre Befriedigung darüber aus, dass eine Rettenberger Kompagnie eine Schar Tiroler Bauern von einem Raubzug auf die Rahmalpe zurückhielt.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 527

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.