531 - Was Schennacher zurückbringt


war im Mai, als nach Lefebres Einzug die Wasserfahrt auf dem Inn wieder frei geworden, mit einer großen Warenladung 1) von Innsbruck nach Linz abgegangen. Dort verfiel die ganze Fracht, weil aus Bayern kommend, der Konfiskation durch die Österreicher. Schennacher begab sich nun, um Ersatzansprüche geltend zu machen, ins Hauptquartier des Erzherzogs Karl. Für sich erhielt er zwar nur Versprechungen, aber er wurde auch als Briefbote nach Tirol zurückgeschickt. Er brachte Abschrift von jenem Erlass des Erzherzogs an Chasteler, 2) welcher zwar in Tirol wenig Zustimmung fand, dafür enthielt er die Bestätigung des Sieges bei Aspern und das hoffnunggebende Wort des Generalissimus: „Ich bin im Begriffe die Offensive zu ergreifen und hoffe den Feind aus Österreich zu vertreiben. Sprechen Sie daher den braven Tirolern Mut zu. Wenn sie vereint und im gleichen Geiste bleiben, so sind sie in ihren Gebirgen unbesiegbar. 3) Mit Gottes Hilfe werde ich mich Ihnen bald nähern und Ihnen die Hand bieten.“ Das klang verheißungsvoll. Ein gleichfalls von Schennacher mitgebrachter, in Druck ausgegebener Bericht erzählte: Karl stehe am Wiener Spitz, Johann in Wienerneustadt, daher sei Napoleon völlig eingeschlossen, leide großen Mangel, in Wien seien schon sechshundert Pferde geschlachtet worden, Napoleon habe an Karl Friedensanträge gerichtet, dieser sie zurückgewiesen. Bei Linz am Pöstlingberg sei das Korps Wrede von der Avantgarde der Armee Kolowrats geschlagen worden. Erzherzog Karl habe sich über Tirol höchst befriedigt geäußert, die volle Befreiung und Kostenersatz in Aussicht gestellt. Hormayr hat, indem er das alles in die Innsbrucker Zeitung einrückte und durch Flugblätter verbreiten ließ, bei manchem den sinkenden Mut wieder aufgerichtet. Als der geängstigte Stadler in diesem Augenblick den Vorschlag machte, die Schutzdeputation möge sich beim Bischof um Ausschreibung von Fasttagen und Ablässen bewerben, begegnete er nicht der erwarteten Zustimmung: Schennachers Zeitung lasse das Beste hoffen, Ablass und Fasten sei für die Zeit großer Gefahr aufzuschieben. 4) Noch greller mag Hormayr gegen einzelne die Schönfärberei getrieben haben. An Senn wenigstens berichtet er schon von „wiederholten" Siegen Karls und dass Napoleon in Bruck a. d. Mur liege, „wie viele melden, krank oder verwundet". 5)

1) Im Wert von 28 000 G. (Reis und Branntwein), meist Eigentum der Handelsfirmen Habtmann und Oberrauch. Miegs Bericht an den König vom 10. Februar 1810. M. St.
2) s. ob. p. 486.
3) Im Abdruck bei Hormayr I, 437 sind „sie" und „ihren" groß geschrieben, als wenn Chasteler gemeint wäre. Ich kann diese Fürwörter aber nur auf die Tiroler beziehen.
4) Stettner a. a. O. Gleichzeitig kursierten ganz entgegengesetzte Nachrichten bayrischer Herkunft. Beide Partien lesend notiert Knoflach: „O wie oft werden wir noch angeplauscht werden."
5) Hormayr an Senn, 17. Juni.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 531

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.