542 - Hormayrs Mitteilung


Die auf Tirol gerichteten Meinungen und Wünsche des Erzherzogs deckten sich genau mit denen des Kaisers: Das Land halten solang als möglich als wichtige Position für den Kriegsfall. 1)

Hormayr und Buol hatten sich lange nicht für berechtigt gehalten, ohne offizielle Verständigung von befreundeter Seite den Waffenstillstand zu verkündigen. Noch am 27. kamen Männer aus dem kaiserlichen und erzherzoglichen Hauptquartier zu ihnen, welche eine solche Verständigung nicht brachten: der Landwehroffizier Graf Brigido, welcher allerdings von der Räumung des Grazer Schlossberges zu berichten wusste, und der bäuerliche Botschafter Peter Wieland von Fassing, welcher verbreitete, der Erzherzog wünsche, dass man die Truppen aus Tirol nicht herauslasse. Nun meinte Hormayr, die Schutzdeputationen doch mit der Tatsache des Waffenstillstandes bekannt machen zu müssen. Es geschah in einer Form, welche einerseits nicht geeignet war, erregte Gemüter zu beruhigen, und welche anderseits seinen eigenen Ärger über das lange Ausbleiben einer strikten Meldung nicht verbarg. Der Feind, so proklamierte er, verlangt vom General auf Grund eines abgeschlossenen Stillstandes die Räumung des Landes. „So unglaublich dieses Ereignis an und für sich ist, so meinte man, ihm um so minder Glauben schenken zu dürfen, als von allen Seiten her übereinstimmende halboffizielle Siegesnachrichten einlangten. Wirklich sind auch bis zur Stunde noch gegen alles Dienstherkommen und von keiner österreichischen Militärbehörde Befehle darüber angekommen." Aber die Nachrichten von feindlicher wie von österreichischer Seite häufen sich so, dass kein Zweifel mehr an der Tatsache des Abschlusses bestehen kann. Angesichts dieses „allzu großen,

1) Auch Franz zitterte vor der Lüftung des Geheimnisses. Dass Johann den Stillstand verkündigt, billigt er, aber: „Nur wünsche ich über die Art der Absendung der nach Tirol bestimmten Schriften beruhigt zu sein. Ich glaube, dass es besser gewesen wäre, den Befehl nach Tirol durch einen Offizier öffentlich zu schicken, welcher die weiteren Privatbelehrungen auf irgend eine schickliche Art verborgen mitgenommen hätte. Denn der Verlust einer einzigen solcher Piece könnte großes Unheil stiften." (Franz an Johann 23. Juli A. J.) Ders. an dens. 25. Juli: „Da der Feind sich Zeit lässt, um alle Bedingungen des Waffenstillstandes zu erfüllen, so will auch ich ihm erklären, dass die Ausführung einzelner Bedingungen soll verschoben werden. Diese meine hier ausgedrückte Willensmeinung hat nur auf die Räumung Tirols Bezug zu nehmen, wogegen die übrigen Punkte genau gehalten werden sollen." Johann bemerkt dazu in seinen Aufzeichnungen: „Hier zeigt sich deutlich der Wunsch, Tirol nicht aufzugeben. Das war sehr löblich. Aber wie dies unter den herrschenden Umständen möglich wäre, das schien man nicht zu überlegen." An einer anderen Stelle schreibt er: „Da noch die Möglichkeit einer Erneuerung des Krieges vorwaltete, so konnte Tirol nicht preisgegeben werden. Darum die angedeuteten Zögerungen aller Art. Für mich war die Ausführung der Befehle nach allem, was vorgegangen war, eine bittere Aufgabe." In seinen Denkwürdigkeiten rechnet sich Johann nur bis zum 28. Juli zur Kriegspartei: „An diesem Tag erhielt ich die Nachricht, dass Karl seine Stelle bei der Armee niedergelegt habe. Jetzt war ich überzeugt, dass nur der Friede das Bessere für uns sein könne."



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 542

Rechtschreibung behutsam angepasst.
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