553 - Lefebres erste Maßregeln


stattliche Mautgebäude in Strub, wurden von Bauern aus Traunstein und Reichenhall, die zu Hunderten dazu aufgeboten wurden, demoliert. 1)

Am 1. August wurde Lefebres Manifest angeschlagen. Es forderte allgemeine, unbedingte Unterwerfung, Ablieferung aller Waffen binnen zehn Tagen durch die Pfleger und Landrichter, strengste Bestrafung der Gemeinden, in denen nach diesem Termin noch Waffen angetroffen würden, Vorlage der Standeslisten aller Kompanien, welche während des Aufstandes formiert wurden, persönliche Stellung der führenden Männer, worunter namentlich Hofer, Straub, Reich, Bombardi, Morandell, Ress, Tschöll, Vintschgau, Frischmann, Senn, Fischer, Strele in Imst, Plawen, Dietrich, Aschbacher, Sieberer, Wintersteller, Kolb, Graf Sarnthein und Peer. Wer sich nicht stellt, sollte als in der Empörung verharrend gelten, dessen Haus ist niederzureißen, seine Familie aus dem Lande zu weisen, das Vermögen einzuziehen; er selbst gilt für vogelfrei. Teimer, als erster Rädelsführer, ist von jeglicher Begnadigung ausgeschlossen und zu füsilieren, wo er getroffen wird. Die Ortsobrigkeit haftet für die Ruhe in ihrer Gemeinde. Auch eine Regierungskommission ernannte der Marschall: als Präsidenten den bayrischen General Rechberg, unter diesem stehend die französischen Offiziere Oberst Montelegier, Oberstleutnant Leseur und als Referenten den Gendarmerieleutnant Bressan, die bayrischen Offiziere Major Graf Taufkirchen und Major Theobald und endlich, zum Ärger der Bayern, zwei Mitglieder der ehemaligen Schutzdeputation, Schneeburg und Stadler. Vor allem wurde diese Kommission mit den Agenden zur Herbeischaffung der Lebensmittel für Lefebres Korps betraut.

Dieser Ausschuss war eigentlich nur notwendig, weil sich das Erscheinen der bayrischen Hofkommission verzögerte. 2) Der Marschall hatte schon von Salzburg aus verlangt, dass ihn eine solche begleite, denn, so äußerte er, seine eigene Anwesenheit in Tirol werde bei der Leichtigkeit der Aufgabe, die er zu lösen, nur kurz sein, bis zum 10. August gedenke er sich wieder der Hauptarmee anzuschließen. 3) Ernannt war die Hof Kommission in München bald: Graf Alois v. Rechberg, Dipauli und Oberfinanzrat Ritter waren die Ratsmitglieder, unter denen Rechberg zu präsidieren hatte; die Barone Closen und Stengel, sowie ein Graf

1) Das Eisen vom Struber Mauthaus wurde um 30 G. verkauft und der Erlös an die Musikkasse des 14. bayr. Infanterieregiments abgeliefert. In Luftenstein fanden die Bayern noch eine Kanone aus Eichenholz mit zehn Eisenringen. Bericht der Zollbeamten von Melleck, 2. Aug. M. St.
2) Lefebre war zwar von drei bayrischen Zivilkommissären begleitet (Kreisrat Graf Preysing, Finanzrat Weinbach und Appellationsrat Hofstetten), allein über ihre Tätigkeit sagen die Akten wenig. Weinbach verproviantierte Kufstein.
3) Erste Quelle für das folgende sind Dipaulis Aufzeichnungen in „Meine Lage" a. a. O.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 553

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.