563 - Speckbacher, Teimer


werde in diesem Augenblick in Bozen stehen und dem über Pustertal vorgerückten Rusca die Hand gereicht haben.

In Lienz hat sich General Schmidt dem auswandernden Intendanten angeschlossen. 1) Gleich hinter ihnen folgten andere Flüchtlinge, Männer bekannten Namens, hervorragende Leiter der bisherigen Volksbewegung: Speckbacher, Teimer, Eisenstecken, Sieberer, Stufer, Anreiter, Nessing, Modesti, Vintschgau, Aschbacher, Mader von Tilliach und wie sie alle heißen. Den empfangenen Weisungen nachkommend hatte Buol die bäuerlichen Kommandanten ermuntert, sich dem Auszuge anzuschließen, und ihnen, um das Passieren der ihnen etwa begegnenden französischen Truppen zu erleichtern, den Charakter österreichischer Offiziere verliehen. So war z. B. Sieberer in das Salzburger Jägerbataillon eingereiht worden. Hofer, obgleich bekanntlich ganz nahe an der Landesgrenze, hat derartige Angebote zurückgewiesen 2) und nahm seinen Weg von Lienz talaufwärts. Dabei begegnete er den abziehenden Kameraden. Wie mancher war dabei, den er zu seinen Vertrautesten bisher gezählt hatte. Solches Davongehen war dem biederen Sandwirt unfassbar. Alles muss in Tirol bleiben und sich wehren, so herrschte sein Kommandowort die Genossen an. 3) Aber die Kraft seines Befehles schien erloschen. Einzelnen griff er damit zwar ins Herz, allein sie erinnerten sich an Buols strengen Befehl, der Waffenstillstand sei zu halten bei Verlust der Offizierscharge. Nicht einmal Eisenstecken, der Adjutant war aufzuhalten. Nur bei einem, freilich auch dem tüchtigsten von allen, wirkte Hoiers treuherzige Aufmahnung. Wie Hofer auch ihn auf dem Transportwagen bei Bruneck daherfahren sah, soll er ihm zugerufen haben: Seppl, sie führen dich in die Schand! Und Hofers Wort hatte ins Zentrum getroffen. Speckbacher sprang ab und kehrte um. Was Waffenstillstand, was Feldbinde! Dem Oberkommandanten wollte sein Flügelhauptmann die Treue nicht brechen. 4)

1) Richter Bram in Lienz sagt in seinem Bericht v. 22. Aug. a. a. O.: „Schmidt machte nebst Hormayr den Anfang, Lienz unter allerlei Vorwänden zu verlassen, ebenso heimlich zog der Stadtkommandant Pfister und Schmidts Adjutant ab."
2) Hormayr (II, 375) erzählt, er habe Hofer zur Auswanderung zugeredet mit Hinweis auf das Landgut, das ihm K. Franz versprochen habe. Bei näherem Zusehen ist aber auch hier Hormayr nicht verlässlich. Er sagt: „Einen Augenblick war der Sandwirt erschüttert und versprach mitzugehen wie Eisenstecken, dessen Abfall ihn sehr bewegte." Diese Besprechung kann nach dem Itinerar beider spätestens am 30. Juli stattgefunden haben. Nun berichtet Hormayr selbst weiter unten (was ganz richtig), dass Hof er dem abziehenden Eisenstecken erst am 31. in Oberpustertal begegnete. Es ist demnach sehr unwahrscheinlich, dass Hofer über seinen Adjutanten schon vorher „sehr bewegt" war. Eine vorausgehende Korrespondenz ist schwer anzunehmen.
3) Sieberer in seinem Journal a. a. O. Auch diese Stelle hat Hormayr im Abdruck ungebührlich gekürzt.
4) Von den Abziehenden dürfte ein einziger Hofers Reisesegen bekommen haben. Das war Schennacher. Auch er reiste Ende Juli durch Pustertal nach Österreich. Dem ihm begegnenden Hofer sagte er, er wolle nach England gehen und für Tirol Geld holen. Ich erhielt, so erzählt er, für meinen Plan Hofers Beifall.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 563

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.