583 - Zweiter Zusammenstoß bei Mauls


sie, gleichwie 12 Meraner Kompagnien, eilends das Joch überschreiten. 1)

„Alles Volk herüber, nur geschwind, geschwind", lautet eine zweite Ordre. Und die Massen setzen sich in Bewegung, zahlreiche Kompagnien, lange Zeilen von Landstürmern wälzen sich durch das Passeirertal dem Jaufen zu, so dass man im verpflegungsarmen Tal schon mit der Zehrung schwer tut. 2) Hofers Quartier ist schon am 6. auf der Sterzinger Seite des Jaufen, im Weiler Kalch, aufgeschlagen. 3) Hier stellt sich noch am selben Tage Speckbacher mit seinem Adjutanten Breunig, nachdem er Lefebre ober Sterzing attackiert hat, vor dem Oberkommandanten. Die am Fuße des Jaufen bei Gasteig sich vollziehende Ansammlung konnte dem Marschall nicht verborgen bleiben. Noch am Tage seiner Ankunft besetzte er die linke Seite des Geilbaches und eröffnete ein lebhaftes Geschütz- und Musketenfeuer auf die Stellungen der Tiroler am andern Ufer. 4)

Den 7. August hatte Lefebre zum Durchbruch nach Brixen bestimmt. Zeitlich am Morgen war der Marsch angetreten. Der Marschall selbst wählte für sich und die ihn begleitende Hauptmacht die Reichsstrasse. Von Stilfes an hatte, stets auf gleicher Höhe mit ihm, als rechter Flügel ein Linienregiment unter Oberst Maingrenot zu folgen, 5) ein anderes Regiment Kronprinz bildete den linken Flügel und sollte von Trens weg den Aufstieg auf die steilen Felsenhöhen gewinnen, um den Bauern in den Rücken zu kommen.

Mauls räumten die Bauern vor dem nahenden Feind. Wie sie ihm jedoch den Weg bereiteten und was Lefebre beim Eintritt in den

1) Manche Kompagnien waren sehr stark. Joh. Hofer gibt die Stärke seiner eigenen sogar mit 800 Mann, die des Andr. Ilmer und des Georg Laner mit je 300 an.
2) Anwalt Jos. Gufler an die Meraner Schutzdeputation, 5. Aug. J. M.
3) Hofer traf um Mitternacht zum 6. in Kalch ein. In Leiteneben hatten sie sich mit Milchsuppe und Wein gestärkt, in Kalch bestellte der Sandwirt ein „Fleischessen." Unten im Tal brannten die feindlichen Wachtfeuer. Unter der nächtlichen Mahlzeit fragte Hofer seinen Freund Anton Wild (Mondscheinknecht in Bozen), was er vom Pustertal wisse. Nicht viel, so lautete die verlegene Antwort und dazu die Gegenfrage, ob der geplante Widerstand wohl erfolgreich sein würde. Hofer blickte nach der Ecke in der Stube, wo das Kruzifix hing, und entgegnete: „Auf den verlass ich mich." Wild war noch immer skeptisch und meinte, wenn vom Kaiser und vom Erzherzog nichts vorliege, werde es misslich sein. Allein der Sandwirt blieb bei seiner Zuversicht und trieb zum Aufbruch. Auf dem Weitermarsch schüttete Wild vor seinem Begleiter, dem „Seehans" von Passeier, sein Herz aus: Alles sei umsonst, er habe selbst den Leiningen durch Lienz passieren sehen und dieser habe versichert, mit dem Stillstand sei es richtig. — Bericht des „Seehans" an Jordan (1836) A. A.
4) Speckbacher notiert zum 6. Aug.: „bei Sterzing am Gasteig mit den Franzosen die Affäre unter Geschütz- und Musketenfeuer". Joh. Hofer zum gleichen Tage: „bin ich mit meiner Mannschaft auf Margreit (soll natürlich heißen Mareit) und habe ober Sterzing den Feind in Verwirrung gebracht".
5) Völderndorff a. a. O. (dem andere, wie Mayr, Der Mann von Rinn p. 166 nachschreiben), lässt Maingrenot über das Dorf „Bluders" ziehen. Man hat es da wohl mit einer Verballhornung des Weilernamens Mäders zu tun.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 583

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.