599 - Überall Zeichen des Sturmes


geben, dass man in diesem Augenblick mit ihren Anführern unterhandelt und dass infolgedessen keinerlei Feindseligkeiten begangen werden dürfen, wodurch wir etwas Zeit gewinnen könnten, um unsern Truppen einige Erholung von dem Schrecken zu gewähren, der ihnen eingeflößt worden ist." 1) Zu einem Angriff, wie er hier befürchtet wird, ist es an diesem Tage noch nicht gekommen. Deroy rückte am Nachmittag in Innsbruck ein, nachdem er eine beobachtende Kompagnie auf der Zirler Straße zurückgelassen. Die Zugänge zur Stadt vom Norden und Süden (Hötting und Wilten) wurden stark besetzt. An die Heranziehung neuer bedeutender Truppenkörper zur Verstärkung war nicht zu denken. Nur zwei Kompagnien trafen ein, welche einen großen Monturtransport begleiteten; auch das Nachrücken der in Strub und am Luegpass zurückgelassenen Mannschaften fasste Deroy ins Auge. 2) Von ihnen gelangte nur die erstere bis nach Rattenberg. In der Nacht zählte man um Innsbruck 50 bayrische Wachtfeuer; von tirolischen war nur eines auf der Höhe von Axams zu beobachten. 3)

Allenthalben bereitete sich das Volk zu einem großen Schlage vor. Was am Eisack und obern Inn geschehen war, belebte auch den Langsamen und Zweifelnden. Innsbrucks Vororte leerten sich, die Leute suchten Höhen auf, um sich zu sammeln. In vielen Dörfern machte man sich zur Flucht bereit und holte die bisher sorglich versteckten Waffenstücke wieder hervor. Wie im April der Aufruf des Erzherzogs, so beflügelten jetzt Hofers Zettel den umtunlichen Axamser Wirt Bucher, der im Verein mit Josef Zimmermann und Josef Abenthung das Seilrain und die nähere Nachbarschaft zum Ausrücken brachte. Das waren die Stürmer, die man am 10. von Innsbruck aus erblickte und auf die von Zirl abziehenden Bayern schießen hörte. Die andern Orte des Mittelgebirges besuchte der aus dem Oberland kommende Firler im Verein mit Etschmann. Als Sammelpunkt nannten sie den Isel. Auch an der Nordseite Innsbrucks begann es so bedenklich von Bewaffneten zu wimmeln, dass Oberst von Metzen die am weitesten ausgesetzten Vorposten einzog. Einzelne Schwärme die sich allzu keck näherten, wurden durch Dechargen in respektvoller Entfernung gehalten. Auch weiter ostwärts im Unterland rührte es sich. Pfarrer Siard Haser in Strass predigte am Laurentiustag auf der Brettfall den Wallfahrern die neue Erhebung des Landes. 4) Auf der Straße nach Schwaz wurde die Passage unsicher, Oberleutnant Völderndorff, 5) die

1) Maretich II, 9.
2) Deroy war in allen seinen Dispositionen abhängig von Drouet. Über die Nachteile der französischen Leitung der bayrischen Truppen und die mehrfachen Missgriffe Drouets s. Maretich II, 20 ff.
3) Knoflach a. a. O.
4) H. v. Wörndle, Siard Haser, p. 39.
5) Völderndorff soll ohne Erlaubnis abgereist sein. (Weinbach.)



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 599

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.