601 - Überfall bei Eben


Aschbachers. Gleichwohl sollte das bayrische Ärar gerade hier zu namhaftem Schaden kommen. Die Not an Lebensmitteln in Innsbruck hatte die Bayern bewogen, aus altbayrischen Gebieten Fuhren zu bestellen. So wurde auch im Landgericht Miesbach ein Konvoi von 62 Wagen mit 124 Pferden zusammengestellt und mit Getreide und Brot beladen, um über Tegernsee und Jenbach nach Innsbruck gebracht zu werden. Noch harrte man des zur Begleitung bestellten Militärs, als ein dringliches Requisitionsschreiben eintraf. Nun sollte nicht länger gezögert werden, man begnügte sich mit acht beigegebenen bayrischen Gebirgsschützen und trat am 12. die Fahrt an. Den Achenwald sowie das Seeufer passierten die Bayern unbehelligt. Aber unweit des südlichen Seespitzes am Kasbach war die Straße abgegraben. Die Fuhrleute wollten den Weg richten. Da stürzen die Achentaler in den Hohlweg und fassen den ganzen Zug ab. Die Brotlaibe wurden unter die Teilnehmer am Überfall, das Getreide wurde dorfweise ausgeteilt. 1) Von Bedeutung waren diese an der Peripherie erfolgenden Zusammenstöße nicht, die Entscheidung sollte wieder auf dem schon versuchten Gefechtsfelde bei Innsbruck fallen.

Die Lage in und bei Innsbruck war am 11. seltsam. Drouet wusste nichts um Lefebre, die Bauern ebenso wenig um Hofer. Links vom Inn bei Kranewitten hatten sich ein paar tausend Oberinntaler angesammelt, kaum weniger füllten auf der andern Seite die Wälder vom Iselberg bis zur Gallwiese. Firler, der eifrigste Aufbieter, bekleidete eine Art Kommando und vereinbarte mit Bucher in nächtlicher Unterredung die Art des Angriffes. Der 11. April mag dabei zum Vorbild gedient haben. Die Oberländer sollten der Nordseite der Stadt mit der Innbrücke, Bucher mit denen vom Mittelgebirge des südlichen Teiles mächtig zu werden

1) An der Getreideverteilung taten die Jenbacher nicht mit aus Furcht vor der Rache des Feindes. Bericht des beteiligten Miesbacher Bauern Ignaz Ziegler in M. St. Ein Achentaler Bauer notiert zum 13. Aug.: „Sind wieder 900 Mann ins Achental gekommen und haben sich nicht mehr hinausgetraut um den See, weil die Ebener die Brücke abgeworfen und in Jenbach 60 bayrische Bauern gefangen haben, die beim Fuhrwerk waren. Die 900 waren eine Nacht im untern Tal, dort haben sie um Mitternacht die zwei Geistlichen genommen und zwei Bauern und nach Miesbach geführt." Der Überfall auf den Pfarrhof in Achenkirch geschah am 13. Aug. 10 Uhr nachts. Dreißig Soldaten umringten plötzlich den Widum, nahmen Hausuntersuchung vor und führten den Pfarrer Alanus Seidl nebst dem einen Kooperator Josef Schweigel gleich Verbrechern mit. Der andere, Beda Brandner, wurde zur Verrichtung der Seelsorge belassen. Von den zwei gefangenen Geistlichen wurde dem einen, dem Pfarrer, von Graf Preysing in Miesbach vorgeworfen, dass er bayrische Proklamationen nicht verteilt habe, dem andern, er habe über tirolische Siege Freude geäußert. Sie kamen in das Gefängnis im neuen Turm in München. Alanus war ein Oheim Aschbachers. Beda und die Gemeinde baten den König um Freigebung ihres „liebenswürdigen" Pfarrers; Feilmoser, welcher ihn als einen der würdigsten und besten Priester rühmte, unterstützte das Gesuch. Ende Dezember konnten beide nach Achenkirch zurückkehren. Akt. dar. in M. St.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 601

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.