611 - Vorbereitungen zur Schlacht


Sei es dass die Abgezogenen wiederkehrten, sei es dass andere nachrückten. Das Aufbieten musste also in der intensivsten Weise geschehen. Der Sandwirt besorgte es wieder mit seinen Laufzetteln, Speckbacher mit den eigenen Füssen. Hofers Handschrift wurde in die Täler getragen. Kurz und bündig bestellte sie „Alle liebe Lantss Prieder": „Wo Ess Euch Ihmer Befindet, will ich Euch durch Iber Pringer disser Par Zeillen zu wissen gemacht haben, dass am 13. der angriff gemacht wehren soll." „schen Perg am 12. Abentst 1809. Andre Hofer Ober-Comandant in Diroll von Passeyr." Am 12. schlug er sein Quartier in Domanigs Gasthaus am Schönberg auf. Da erfuhr er, dass unter seinen weiter vorwärts stehenden Landsleuten Zweifel entstanden, ob denn der Sandwirt selbst nachkommen werde. Das nötigt ihn zu einer förmlichen Epistel: „Auf dem Schönberg erhielt ich ein Schreiben und sehe darin mehrere Neuigkeiten oder zu sagen Kindereien. Ich befehle eich, dass ös wirt Pirg sein wögen meinder ankonfft denen, die es nicht glauben. Meine Handschrift wird eir zeig sein, ausgenommen Gottsgewalt. Eir Kommandanten sein der Pater mit dem roten Bart und der Thurner Jager; wenn der Pater nicht bei eich ist, so söcht, wo er zu erfragen ist. Morgen, wenn es Gotts Willen ist, werden wir einander sehen. Lebt alle in Schutz des Allmächtigen und steht Pirg wegen meiner Gegenwart. Eich wird mein selbsteigen Handschrift Pirg sein. Zum Fall es wäre, dass wögen morgen frue das angreifen wurde, so söchet, dass eure Tapferkeit auch hier nicht schlafen wird, und war es etwan, dass der Feind ritteriren tät, so versaumt das nacheilen nicht." 1) Speckbacher durchmaß das ihm anvertraute Revier von Dorf zu Dorf, von Matrei bis gegen Volders. Für das weiter entlegene Unterinntal musste auch er zur Feder greifen. So wurde Margreiter verständigt „dass ös euch nach allen Kreften weret und nur Nähert zu den Feind auf das Eisserst verfolgt und was weiter zu Dun ist, das Wird Euch die lage Schon zeigen und wen ös war Nembet, das sich der Feind gegen Kopfstein ziechet, so machet Euch geschwind den Kopfsteiner Wald zu". In der Nacht auf den 13., nachdem er dem Feinde schon eine Probe seiner Anwesenheit geliefert, erschien er für einen Augenblick im Kreise seiner Familie auf seinem Hof zu Judenstein, bereits umgeben von Hunderten der seinem Rufe folgenden Schützen. 2) Die Werbungen hatten den gewünschten Erfolg. Eine Kompagnie nach der andern, eine Sturmmasse nach der andern fand sich am Schönberg ein. In Hofers Hauptquartier wurde während des 12. emsig gearbeitet, um die notwendigen Anordnungen für den nächsten

1) Hofer an die Passeirer Hauptleute in Mutters, durch die Ordonnanz zuzustellen. Schönberg, 12. August H. M. (ganz eigenh.)
2) Noch am 13. beruft Speckbacher die „beim Heiligwasser befindliche Mannschaft" nach Rinn. (Cop. in A. A.)



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 611

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.