619 - Die Schlacht vom 13. August


Speckbacher zu verspüren. Das Abdrängen seiner Landsleute im Zentrum gestattet den Bayern einen Massenangriff auf seine Stellung an der Sill, der ihn auf den Lemmenhof zurücknötigt. Dort muss er sich zunächst mit einer Beschießung des beim Kloster aufgestellten Feindes begnügen. 1) Auch dem linken Flügel der Tiroler wurde hart zugesetzt. Die Gallwiese ging ihm verloren, ein Trupp Bayern überhöhte bereits den Husslhof, während ein anderer den Wald erstieg, um den Kämpfern am Isel in die Flanke zu kommen. Durch einen steilen, tiefeingeschnittenen Waldweg arbeiteten sich die Soldaten mühsam empor. Haspinger hatte von der Gefahr vernommen. Die kräftigsten seiner Leute „lauter ledige junge Bursche" nimmt er zusammen, er und Graf Mohr legen sich hinter einen Wegverhau, den Bucher noch in der Eile angebracht, und auf ein gegebenes Zeichen stürzen sie sich auf den nahenden Feind. 2) Knarrend fallen die Kolbenschläge auf die Überraschten und treiben sie zu Tal, ein Regen tödlicher Kugeln ergießt sich noch auf die Fliehenden. Stracks enteilt der Kapuziner wieder zu den andern bei der Schrofenhütte.

Die wenig imponierende Haltung der Scharen Firlers bestärkte den Marschall in der Erwartung, er müsste auch dem Gegner an der Südseite noch gewachsen sein. Die Nachmittagsstunden galten einer noch erhöhten Kraftentfaltung. Frische Mannschaft, geführt vom jungen Lefebre, wurde gegen Speckbacher ins Feuer geschickt, Deroy sollte um jeden Preis das Plateau am Ausgang des Hohlweges gewinnen, über die Wälder bei der Gallwiese ein neuer Flankenangriff in Szene gesetzt werden. Dieser letztere glückte am wenigsten. Lefebre war selbst mit seinem Stabe hinausgeritten, um die anbefohlene Attacke zu überwachen. Kaum haben die Soldaten den Wald erreicht, so sehen sie sich von den Bauern angefallen. Brust an Brust wird gerungen, am Husslhof, bei der Götzener Höhle, am Geroldsbach. Nirgends können die Bayern Boden gewinnen. Vor den Prügeln mit den Gewehrschäften und dem Blei der Schützen müssen sie auf ihre Ausgangspunkte zurück. Drouet, welcher den Marschall begleitete, verlor dabei sein Pferd. 3) Lefebres unverdiente Flüche gegen die tapfern Bayern konnten die Sache nicht besser machen. Dagegen wurde es für die Tiroler im Zentrum bedenklich. Der neue Ansturm eines Regiments vom Sarntheinhof aus war so furchtbar, dass des Mahrers

1) Die Tragweite der tirolischen Kugeln war, wenigstens in manchen Fällen, verhältnismäßig groß. Weinbach versichert, „das Feuer der Tiroler wirkt in einer Entfernung von wenigstens 1200 Schritten." Mein Vater, welcher zur Zeit der Schlacht ein Haus am Innrain, das spätere Redemptoristenkloster, bewohnte, erzählte, dass bäuerliche Geschosse vom Isel durch die Fenster der Südfront geflogen seien.
2) Nach Maretich II, 221 war es beim Wasserauffang der Mentelbergerquellen.
3) Meldung Weinbachs. Das wird wohl jener „Sachsengeneral" sein, von welchem das interessante Tagebuch des bayrischen Infanteristen Josef Deifel (Maretich II. 225) spricht.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 619

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.