620 - Die Schlacht vom 13. August


Heldenschar zu wanken begann. Trotz des mörderischen Feuers gelangten die Bayern auf die erste Höhenstaffel, sie breiteten sich aus am Plateau und gegen den Blumeskopf. Unter äußerster Anstrengung brachte sie Mayr und der „Mohrgraf" hier zum stehen. Auch des Lemmenhofes bemächtigte sich der ungestüm berganstürmende Kapitän Lefebre und ließ im Hause schon Feuer legen. Im Walde dahinter jedoch sammelte Speckbacher seine Leute, Tschölls Meraner kamen von der nahen Boltenhütte herbei, und so erstritten sie sich wieder ihre alte Stellung. Mit der Wut von Rasenden werfen sie die Feinde zum Abhang herab, Lefebre selbst wird verwundet, mehrere der Seinen stürzen über die Felsen der Sillschlucht. Den Übergang über den Fluss konnte Speckbacher nicht erzwingen.

Der Sandwirt vernahm schlimme Meldungen. Jetzt war die Stunde gekommen, wo auch der letzte Mann ins Treffen gebracht werden musste. Die noch verfügbaren Reserven werden vorgeschickt, aus der Nachbarschaft muss alles herbei. „Der Vorzeiger“, so ruft Hofers ausgeschickte „Gewald". „erhellt hiemit den schärfsten Auftrag, alle Landesverteidiger, welche sich in Stuway und denen umliegenden Orten befinden, eilends nach dem Bergissl zu befördern, um dort denen schon im Feuer stehenden Brüdern Hilfe zu leisten und denke auch nicht, dass unter ihnen einer sein sollte, der nicht augenblickliche Hilfe leistet, indem wir es nur wegen Gott und dem Glauben tun." Dass auch Haspinger, der vorwärtsstürmende Hitzkopf, zurückgehen muss, presst Hofer den Tadel aus: „I håbs ålleweil gsågt, dös åbistürmen hilft nix, mier müessn 'n Berg hålten, der ist unser Verlåss." Und folgerichtig gibt er nur das eine Kommando aus: „Gråd nit aufferlåssn tiet ös sie!" Das Wort wurde getreulich befolgt. Den bis zum Reisachhof zurückgeschobenen, schwer ermatteten Haufen des Mahrers kamen Tausende von Landstürmern und Schützen nachgelaufen, der weniger bedrohte linke Flügel konnte Kräfte an Haspinger abgeben, und so holten sie zu einem neuen Vorstoß aus zur Gewinnung des Berges. Mit einer Kraftfülle, als ginge es erst zum Schlachtbeginne, prellen sie auf den Gegner vor. Es hilft kein Widerstand, aus Wald und Hohlweg wird der Feind in die Tiefe gestoßen und muss sich mit der Festsetzung am Talrande begnügen.

An der Sillbrücke wütet unterdessen der Kampf noch fort. Speckbacher drängt unaufhörlich hinüber. Da rücken neue Kolonnen an; es sind solche, die nach Firlers Retirade an der Nordseite frei geworden. Die Tiroler müssen von der Brücke lassen, hinter ihnen stürmt der Feind den Berg, der Lemmenhof ist wieder verloren. Zum zweiten mal versuchen die Bayern anzuzünden, bald brechen die Flammen aus allen Öffnungen des Hauses. Hinter dem Feuerherd hat aber Speckbacher seine in Auflösung geratenen Züge wieder geordnet. Ehe es sich die



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 620

Rechtschreibung behutsam angepasst.
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