621 - Die Schlacht vom 13. August


Brandleger versahen, stürmte es von allen Seiten gegen den brennenden Hof. Einige konnten nicht mehr entrinnen und fanden in der Lohe ihr Ende, die übrigen teilten das Los von Lefebres Kolonne und wurden über Stock und Stein von der Höhe geworfen. Der Stoss war so gewaltig, dass Speckbacher im ersten Anlauf die Brücke wieder nahm und die Nebenhäuser besetzte. Ohne Zögern schritten seine schneidigsten Bursche schon zum Sturm auf die Abtei, von welcher sie jedoch durch das Feuer, das aus allen Fenstern blitzte, bald zurückgewiesen wurden. Mit diesem Akte nahm die Schlacht, nachdem beim Zentrum schon früher ein gewisser Stillstand eingetreten war, ihr Ende. Es war 8 Uhr abends geworden. An manchen Orten plänkelte man noch fort „bis in die Schlagnacht", um 10 Uhr hörte man noch Schüsse wechseln. 1)

Der 13. August hat das heißeste Ringen im ganzen Volkskriege gesehen, es war, wie ein Augenzeuge ihn nennt, „der fürchterlichste Tag". Beiden Gegnern zusammen — genaue Ausweise liegen nicht vor — kostete die Schlacht wohl gegen 1000 Mann. 2) Alle Räume des Prämonstratenser- und Servitenklosters waren angefüllt mit verwundeten Soldaten. Danei teilte sich mit andern Priestern in ihre Pflege. 3) Zwölf Stunden hatte der Kampf, worin beide Teile an ausdauernder Energie sich zu überbieten suchten, auf- und abgewogt. Er endete wie am 29. Mai: die Bauern behaupteten ihre Höhen, ein Erfolg, der diesmal erstritten worden gegen eine Macht, welche um mehr als das Doppelte stärker war als im Mai.

Auf beiden Seiten trat große Ermüdung ein. Unter den tirolischen Streitern herrschte das Gefühl, dass man sich nur mit äußerster Kraftanstrengung hatte behaupten können. Einer der Offiziere von der Kompagnie des Dorfes Tirol, Alois Elsler, meint am folgenden Tage gegenüber Hauptmann Tschöll: „Denken Sie, was es gestern gebraucht hat." 4) Die Bauern verließen noch am Abend in Massen den Kampfplatz, um in den rückwärts gelegenen Dörfern die notwendige Ruhe zu finden. Denen, die noch aushielten und am folgenden Tage etwa den Kampf wieder

1) Joh. Hofer und Knoflach a. a. O.
2) Maretich berechnet den Verlust der Bayern auf mehr als 400, den der Tiroler gegen 300. Dass letztere Zahl zu niedrig ist, ergibt sich aus einem Vergleich der Angaben bei Maretich und bei Joh. .Hofer. Ersterer zählt bei den Passeirern 4 Tote und 16 Verwundete, Hofer nennt von seiner Kompagnie allein 4 Tote und 26 Verwundete.
3) Dem Danei wurde über sein Verhalten an diesem Tage folgendes Zeugnis ausgestellt: „Danei hat während dieses Kampfes keine Gefahr gescheut, begab sich nach Wilten und half verwundete Soldaten aus dem Schlachtfeld in die Stadt tragen und half überall, besonders im Militärspital, rastlos mit, gewährte den Sterbenden seinen Beistand und unterstützte viele andere, die in die Gefangenschaft der Bauern geraten waren, mit Geld." M. St.
4) Elsler an Tschöll, Vill, 14. August (Cop. in A. A.)



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 621

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.