627 - Nächtlicher Abmarsch


Rattenberg und den Pfarrer Pungg in Kundl. 1) Seinem einstigen Präsidenten Sarnthein das Los zu erleichtern, gab sich Dipauli alle Mühe, er erwirkte ihm die Erlaubnis, in einem Gasthof in München zu wohnen. Der tief gebeugte Greis überlebte seine Behandlung nicht einen Monat. 2) Schneeburg und die andern wurden in einen Turm gesperrt, die Baronin kam in ein Arbeitshaus. Im Oktober wurden alle in die Straßburger Zitadelle überführt, wo die Haft zwar nicht streng war, aber der Unterhalt auf ihre Kosten der Teuerung wegen ihnen sehr beschwerlich fiel. 3)

Bis zum Abend war die Armee marschbereit. Um 9 Uhr setzte sich die Division Kronprinz in Bewegung, darauf folgte der lange Wagen- und Geschützpark, erst nach Mitternacht konnte Deroy als letzter sich anschließen. Bei grauendem Morgen erreichte der Marschall die Trümmerstätte von Schwaz. Das Land feierte seine dritte Befreiung.

1) Sie nennt Weinbach in seinem Schreiben an Hompesch, Rosenheim 18. August M. St. Bei Pungg war es also nicht Flucht, wie Juffinger, Kundl p. 70 und 207 annimmt. Pungg ist 1810 Pfarrer in Villanders, später in Bruneck, endlich Probst von Innichen. Pungg war aus Bozen gebürtig.
2) Graf Sarnthein starb in München am 8. September 1809.
3) Frau Kleiber richtet deshalb noch am 20. Oktober ein Gesuch um Aushilfe an die Generaladministration. M. St. — Dipauli „Meine Lage" a. a. O.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 627

Rechtschreibung behutsam angepasst.
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