635 - Hofers Umgebung


bei, die den Leser verblüfften. 1) Unter einen Erlass, worin er einem Beamten ein Gespann anweist, fügte er die Worte: „Andre Hofer von den requirierten Pferden." Die wichtigste Persönlichkeit neben ihm war sein Landsmann, der Stroblwirt Holzknecht, der Finanzminister, welcher selbstherrlich in den Geldsachen schaltete, um die sich Hofer im einzelnen nie zu kümmern pflegte. Auch die bayrischen Staatsmänner haben nach Beendigung des Aufstandes der Wirksamkeit dieses fähigen Mannes uneingeschränktes Lob gespendet: „Er hat sich um Tirol viele Verdienste erworben, viel Schlechtes verhindert, für die Gefangenen eifrig gesorgt, er ist ein rechtlicher Mann, aber auch ein kluger Kopf." 2) Von gleichem Schlage wie er und gleichfalls ständig in Hofers Begleitung waren der Wirt Brunner und Josef Innerhofer Thurner von Schenna, Widumsbaumann Flarer auf Tirol, der Fink, der Stallele und Paul Seitz Rieglhofer von Mais, der Oberdorner 3) und der Hauserwirt von Algund, Georg Waldner Riebler in Marling. Mitten unter diesen markigen Gestalten wandelte auch ein Student, Kajetan Sweth. Aus Graz gebürtig, war er im Juli aus Furcht, zu den Soldaten gesteckt zu werden, seiner Studienanstalt in Salzburg entlaufen und war eben ins Sandwirtshaus gekommen, als sich Hofer zum Zuge gegen Sterzing anschickte. Sweth schloss sich den Passeirern an und wurde am Kalch schon vom Oberkommandanten in Schreibsachen verwendet. Hofer gewann seinen Döninger, wie er Sweth zu nennen pflegte, herzlich lieb. Durch einige Zeit fand derselbe Verwendung bei Balthasar Bletzacher, dem Hauptmann in Achental, meist jedoch arbeitete er an der Seite Vater Hofers in dessen Kanzlei, nicht ahnend, dass er berufen sei, das weltgeschichtliche Martyrium seines Herrn einst mit demselben zu teilen. 4)

Das war Hofers ständige Gesellschaft in der Burg, unter welcher er sich wohl fühlte. Nur „auf die Joppe" hatte er volles Vertrauen. Von den städtischen Herren, in denen er gern etwas Bayrisches witterte, waren es nur wenige, denen er aufrichtig anhing. 5) Geistliche, darunter besonders Feldkapläne, die Kapuziner wie Gepp und Haspinger waren ihm stets willkommen. Allmählich eroberten sich auch Kooperator Köck und Danei einen Platz in der Tafelrunde seiner Intimen. Bauern und Priester

1) Knoflach las einen solchen Beisatz, sehr fehlerhaft geschrieben, auf einem Dekret für gefangene sächsische Offiziere und meinte: „Welchen Begriff werden sich die Sachsen vom Oberkommandanten machen."
2) Graf Taufkirchen an Baron Drechsel, K. Generalpostdirektor, Innsbruck.
3) Üb. Matthias Oberdorner s. Tiroler Volksblatt 1893 Nr. 69 f. 1. April 1810. Ebenso Thürheim an Montgelas, 2. September 1810 M. St.
4) Peter, Cajetan Sweth (Innsbruck 1899). — Auch Studiosus Josef Ennemoser von Passeier, der spätere Universitätslehrer in Bonn, soll dem Sandwirt in Schreibsachen gedient haben.
5) Jordan nennt unter Hofers Vertrauten auch den Freiherrn Jos. Wilh. (recte Jos. Sebast.) Sternbach in Mareit.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 635

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.