658 - Die Universität


kärgliche Pension von 182 G. auf 300 erhöht. 1) Für den Großteil der sequestrierten Klostergüter ward bestimmt, dass sie der Verwaltung der wieder auflebenden Gotteshäuser unterstellt werden, den Konventualen sei daraus der notwendige Unterhalt zu reichen, der Überschuss für Landesbedürfnisse zu verwenden. 2)

Dass der Dorfwirt von Passeier auch in das höhere Schulwesen eingreifen würde, war von vornherein schwerlich zu erwarten. Sein Interesse erstreckte sich ja doch auf ganz andere Gebiete. Die Herren Professoren beschäftigten ihn zunächst nur insofern, als ihm welche als Anhänger Bayerns und als solche bezeichnet wurden, die dem Bischof schon wiederholt Verdruss bereitet hatten. Dass die von ihnen versehenen Schulen nichts wert wären, war er gern bereit anzunehmen. Es war daher nicht schwer, ihn zu den bekannten Maßregelungen zu bestimmen. Sie schienen noch nicht alle zu sein. In einer Audienz des Lehrkörpers beim Sandwirt gab es wenig freundliche Worte: sie sollen nicht den Glauben untergraben und den Studenten ein gutes Beispiel geben. 3) Gymnasialdirektor Nitsche, der an der Universität die Pädagogik tradierte, wurde aus dem Verzeichnis der akademischen Lehrer gestrichen und unter die Pensionisten versetzt. Ein Befehl Hofers verlangte von der Administration, dass Prorektor Isser wegen Unenthaltsamkeit und Vernachlässigung der Pflichten auf eine ländliche Kuratie transferiert werde. Die Herren der Zentrale erlaubten sich einzuwenden, dass der Mann, wenn ihm solche Fehler anhaften, sich für das Land noch weniger eigne als für die Stadt, übrigens vor seiner Absetzung doch auch vernommen werden sollte. Ja die Mitglieder dieser Oberbehörde versuchten es wohl auch, dem Sandwirt bei diesen Autodafees gegen die Professoren in die Zügel zu fallen und ihn aufmerksam zu machen, dass er hier unberechtigt in Gegenstände eingreife, „die einzig in den Wirkungskreis der Majestätsrechte gehören". Einen Eindruck erzielten sie damit beim Oberkommandanten oder jenen, die ihm einflüsterten, allerdings nicht. Man begnügte sich nicht, in negativer Form, mit Entfernungen, an der Hochschule herumzukurieren; die Lücken sollten schnell ausgefüllt werden. Da geriet der gute Hofer zwischen Hammer und Amboss. Freund Köck, der eifrige Herkulaner, 4) präsentierte hurtig eine neue Liste von Theologie- und Philosophieprofessoren — er selbst fehlte nicht darunter — und dem Sandwirt wars recht. Schon liess er die Dekrete

1) Auch einzelne kleine Stiftungen lebten wieder auf. So erhielten die Serviten die Hälfte einer vom Deutschmeister Maximilian gemachten Brennholzstiftung angewiesen. Erl. v. 20. Okt. M. St.
2) Erl. v. 20. Sept. J. M.
3) Stettner a. a. O.
4) Vgl. üb. ihn ob. p. 137.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 658

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.