660 - Andere Studienanstalten


An Hubels Stelle wurde als Direktor der Normalschule und Aufseher über die „deutschen Schulen" Kurat Piger von Tiers berufen. Die Realschule in Bozen, als ein noch neues Institut der Gegenstand des Misstrauens, wurde zur Auflassung bestimmt. Dafür sollte dort das den Franziskanern entzogene Gymnasium wieder aufleben. Auch um derartige Verfügungen bei Hofer auszuwirken, bediente man sich gerne und mit Erfolg bäuerlicher Verwendung. So ließ der Bischof von Brixen sein Anliegen wegen Wiederherstellung des Seminars durch eine an Hofer gerichtete schriftliche Vorstellung betreiben, zu welcher sich unter Führung des Mahrwirtes neun Hauptleute und Bauern des Brixener Kreises zusammentaten. Gar beweglich trugen sie dem Oberkommandanten in ihrer Weise das Gesuch vor. 1) Und dieser säumte nicht, seinen Kameraden zu willfahren. Die Schwierigkeit mit dem Kostenpunkt wurde dadurch überwunden, dass man die Präbenden einiger missliebiger, abwesender Domherren dem Priesterhause überwies. Ähnlich wie Bischof Lodron machte es die Stadt Meran, der es um die Restituierung des unter Bayern aufgehobenen Gymnasiums zu tun war. Wiederholt hatte sie schon Hormayr angegangen; es war jedoch stets nur bei Versprechungen geblieben. Nun sandte sie den Sittnerbauern Josef Prünster in die Hofburg, und darauf kam umgehend die gewünschte Erledigung. 2)

Wir konnten beobachten, welche Beschwer der Intendantschaft durch die trostlose Finanzlage bereitet wurde. Der Oberkommandant musste dieselben Schmerzen gründlich auskosten. Fremde Soldaten zwar, abgesehen von den Ranzionierten und den Gefangenen, brauchte man nicht mehr zu erhalten. Aber die mit einheimischen Kräften zu besorgenden Verteidigungsanstalten wollten auch bestritten sein. Die andern gewöhnlichen Staatsbedürfnisse bestanden fort. Umgekehrt machten sich die Folgen des unleidlichen Zustandes, worunter jeder Handelsverkehr unterbunden war, täglich bemerkbarer. Aus allen Ecken und Enden des Landes ertönen die Klagerufe über Verarmung und Abgang am Nötigsten. Gehalte, Pensionen und Stiftungen konnten bei der Erschöpfung der öffentlichen Kassen nicht entrichtet werden. 3) Im August ging es schon in den dritten Monat, dass der Auskocher des Innsbrucker Strafhauses

1) Geschrieben in der Mahr am 30. Aug.: „Wie sind nicht wir Bauern und das ganze Bischtum zu erbarmen, wenn uns keine Priester, keine Hirten können abgerichtet und zugeführt werden." Unterschrieben sind Peter Mayr, Peter Kemenater, Franz Nagele, Wirt z. gold. Adler in Vahrn, Martin Schenk usw.
2) Thom. Wieser, Gesch. d. Gymnas. in Meran p. 91.
3) Knoflach: „Mancher Beamte hat schon sein letztes Bett versetzt."



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 660

Rechtschreibung behutsam angepasst.
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