663 - Aufhebung des Währungszuschlages


allen Seiten wurde Hofer überlaufen, damit er Ordnung mache und die Säumigen erweiche. Hören wir aus den vielen nur eine Stimme, die sich hilfeflehend an den Sandwirt wendet. Es ist der Kapitelsenior in Brixen, Josef Freiherr von Enzenberg, der folgenden Klaggesang anstimmt: „Gnädig gebietender Herr Kommandant! Bei gütigst gegebenem Wort nehme ich mir die Freiheit, mich mit inniger Bitte um gnädige Abhilfe zu deren erhabenen Karakteur zu wenden. Die Gerichtsbehörden sind schon seit längerer Zeit in gesetzlicher Beförderung der Zahlungsexekution mehr von einer gewissen Scheue als vom Drang der Geschäfte zurückgehalten. Deshalb geschieht mir und andern, dass man nicht nur die steuerbaren Giebigkeiten zum Schaden des Hauptwesens ermangelt, sondern auch die Grundzinsgefälle ganz in Verlust geraten, die steuerbaren Inhaber oft außerstand gesetzt sind, die Steuer zu zahlen und manchmal die verlustig gewordene Forderung zu versteuern gezwungen bleibt. Manche entziehen sich der Steuer aus Not oder aus andern Gründen, und so wachsen die Reste an, sodass die Behändigkeit der Steuereinlangung gehemmt, Ungleichheit befürchten und Missvergnügen erzeugt wird. Der gutherzige Zahler muss so rauenköpfig werden." Also wendet sich der bekümmerte alte Herr an Hofers „weiseste Anordnung" um „ein allgemeines Zirkular". 1) Als ob nicht schon vorher verschiedene solche Mahnrufe hinausgegangen wären!

Wie eindringlich auch der Sandwirt den Untertanen ins Gewissen redet und Exekution befiehlt, selten fehlt die Mahnung an den perzipierenden Teil, gegen den Zahler „billigmässige Schonung" zu beobachten. Er ging da trotz der Einsprache der Generaladministration selbständig vor, indem er eine bayrische Verfügung, die von den Bauern besonders laut verwünscht wurde, aufhob, den Währungszuschlag nämlich auf Steuern und zurückzuzahlende Kapitalien. Letzterer Wohltat sollten aber nur jene Schuldner genießen, denen das Kapital gekündet wurde, nicht auch jene die es freiwillig zurückzahlen. 2)

Zeigte sich bei der „Ordinaristeuer" an vielen Orten ein schmerzlich empfundener Ausfall, 8) so war man um so mehr auf den Ertrag der Regalien und indirekten Steuern angewiesen. In seiner jetzigen Stellung musste Hofer rigorosere Anschauungen vertreten als solche, denen auch

1) Enzenberg: an Hofer, 30. Sept. J. St. Sekretär Riccabona von der Generaladministration indorsiert die Erledigung : „Gesuchsteller ist auf die bereits erflossenen Verordnungen zu verweisen."
2) Darüber namentlich Pusch a. a. O.
3) Gänzlichen Steuernachlass gewährte Hofer an 42 Bewohner von Schlitters, denen der Feind die Häuser angezündet. Erl. v. 16. Okt. M. St. Viele Gemeinden lieferten keine Steuer ab. weil, wie sie sagten, das eingehobene Geld für die Kompagnien gebraucht wurde.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 663

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.