665 - Versuche mit Darlehen


hohe Kosten mache, und resigniert gab er darauf den Bescheid: „Dann lassen wir's g'rad wie's ist." 1)

Der dürftige Ertrag aus den Titeln der normalen Staatsgefälle veranlasste die Zentrale, die Finanzdirektion des Innkreises zu Vorschlägen aufzufordern, wie der großen Verlegenheit abgeholfen werden könnte. Die Befragte empfahl darauf die Einführung einer mässigen Personalklassensteuer und die Aufnahme eines Landesanlehens, aber mit dem Beisatz, dass die Oberkommandantschaft sich dazu mit den Landständen beraten müsste. 2) Die Erfüllung dieser Bedingung erklärte das Patent vom 29. September für dermalen unmöglich. Nun gedachte man des von Hormayr eingeleiteten forcierten Darlehens. Diese Form hatte sich insofern rasch eingebürgert, als um diese Zeit notleidende Gemeinden gleichfalls mit solchen Kreditoperationen sich zu behelfen suchten. Gleichwohl war die Hoffnung nicht groß. Die vom Intendanten diktierte Summe war bisher noch nicht zur Hälfte eingezahlt. Die Annahme war allgemein, dass die Hypothek, die Hormayr zugesichert hatte, nach dessen Abgang nicht mehr bestehe. 3) Es kam daher vor, dass solche, die ihre Beträge bei den Steuerämtern schon erlegt hatten, dieselben vor ihrer Ablieferung an die Kreiskassen wieder zurückzogen. Trotz solcher gewiss wenig versprechender Erfahrungen griff man auf die von Hormayr eröffnete Anleihe zurück, und dieser Aktion ist eines der am wärmsten gehaltenen Ausschreiben des Sandwirts gewidmet: „Wenn es schon unter der Intendantschaft landkundig nötig war, zu einem außerordentlichen schnellen Hilfsmittel zu schreiten, so macht es der seitherige Gang der Ereignisse und die dadurch eingetretene dermalige Lage der Dinge zur noch weit dringenderen Notwendigkeit, dasselbe mit allem Nachdruck, mit aller Anstrengung zu verfolgen. Alle öffentlichen Kassen sind ganz erschöpft, und die darauf haftenden, bereits verfallenen Auslagen belaufen sich schon wirklich auf eine so unerschwingliche Summe, dass selbst in dem Falle, wenn die gesamten Gefällsrückstände vollständig eingebracht würden, dennoch keineswegs die erforderliche Bedeckung verschafft werden könnte." Mithin fordert die Oberkommandantschaft, „von welcher alles nur für den Kaiser von Österreich gehandelt wird", die Einzahlung der vielen noch rückständigen Beträge. Schonend soll nur vorgegangen werden bei jenen Distrikten, die vom Feinde besonderen Schaden erlitten. Wegen

1) Purtscher a. a. 0.
2) Finanzdirektion an d. Generaladministration, 17. Sept. J. St.
3) Hormayr hat dazu vielleicht selbst noch beigetragen. Giovanelli d. j. schreibt seiner Frau: „Sage dem Papa, dass heute die Nachricht kam, dass Hormayr alle ausgestellten Wechsel in Protest gehen ließ, und dass die hiesigen Kaufleute verdientermaßen über ihn fluchen. Der Herr Vetter spielt eine schöne Rolle." A. G. Vgl. p. 562, Anm. 1.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 665

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.