675 - Beschaffung von Kriegsbedarf


und ging lieber mit der friedlichen Sense auf die Bergmähder; die Stimme vieler Kommandanten verstummte oder fand nirgends mehr Anklang." 1)

In dem Briefe, worin Giovanelli die Trefflichkeit der Anstalten rühmt, hebt er auch hervor, dass bereits 33 brauchbare Geschütze ausgerüstet seien mit einem kleinen Korps von Artilleristen und einer Reiterschwadron, „die sehr gut montiert sind und täglich exerziert werden". Tatsächlich gedachte Hofer, dem die wertvolle militärische Mithilfe bei den Maigefechten am Isel vorschweben mochte, den an den Landesgrenzen verteilten Schützenmassen einen Einschlag soldatisch geschulter Abteilungen beizumengen. Sie sollten namentlich Dienste leisten als Kanoniere und Reiter, worin ja die Einheimischen am wenigsten erfahren waren. Von Geschützen standen mehrere zur Verfügung, die man dem Feinde abgenommen hatte. Neue Doppelhaken sollten gegossen werden. Hiezu, wie auch zur Herstellung der metallnen Stämpfe, welche die Bayern vor ihrem Abzuge in den Pulvermühlen zu Kematen, Gnadenwald und Achenrain weggenommen hatten, brauchte es Material, das nicht leicht zu beschaffen war. Da ging es manchem Kunstwerke aus Erz nahe. Des Sandwirts Bauern deuteten schon auf die „schwarzen Männer" in der Hofkirche, aber ein ausdrückliches Verbot Hofers wehrte der geplanten Einschmelzung. Dagegen zeigte er wenig Erbarmen mit den Putti und Tritonen, die schon früher im Hofgarten von den steinernen Piedestalen herabgeworfen worden waren. Auf Veranlassung kunstliebender Männer waren sie, um sie vor weiterer Schädigung zu bewahren, in die gegenüberliegende Reitschule übertragen worden. Bald waren sie hier von der nahen Hofburg aus entdeckt. Und nun erfolgten wiederholte Befehle Hofers, sie zum Geschützguss an den Höttinger Glockengießer Zach und nach Büchsenhausen auszuliefern. Rentbeamter Anton v. Pfaundler hat sie dadurch gerettet, dass er dem Sandwirt, der immer mit sich reden ließ, das eine Mal Bruchmetall und geschmolzenes Zinn, das noch vom Brande der Ruhelust her in Ambras lag, antrug, ein zweites Mal einen neun Zentner schweren metallnen Rammklotz befingerzeigte, der dem Sandwirt selbst schon bei einer Besichtigung des ärarischen Bauschuppens aufgefallen war, und ein drittes Mal durch Auslieferung von gegossenen Piedestalen, die, obgleich zu Erzstatuen des Maximiliandenkmals bestimmt, bisher noch immer in Ambras gelegen waren. 2) Die Artilleristen kleidete

1) Schatz a. a. O. p. 115.
2) Bericht des Landesbauinspektorats vom 15. Januar 1810, Pfaundlers vom 26. März 1810 und des Hauptmanns und Wirtes Wille in Heiterwang J. St. Von den Piedestalen wurden drei nach Reutte zum Guss von Doppelhaken gesendet, dann von Wille an Bezahlungs Statt verwendet und zum Verkauf nach Nürnberg geschickt. Landrichter Ort, welcher davon erfuhr, veranlasste die Rücksendung. Dar. ein Bericht Otts in M. K. Die Putti ließ Pfaundler, um sie den Augen der Bauern zu entrücken, in seinem Keller verbergen, die andern Figuren nach Ambras liefern.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 675

Rechtschreibung behutsam angepasst.
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