677 - Versorgung der Grenze


langte aus Österreich eine namhafte Geldsendung ein, die aus der drückendsten Verlegenheit befreite.

In den Akten des Jahres neun findet sich wiederholt der Gedanke ausgesprochen, Tirol müsse eine Festung für sich sein. Dieser Zustand war nun wirklich eingetreten. Und Hofer, dieser Festungskommandant, sah es als seine erste Obliegenheit an, die Einbruchsstellen in dieses von der Natur geschaffene Kastell möglichst zu versehen. Die Nord-, Ost-und Südgrenze kam da in Betracht. Zu ihrer Besetzung sollten die zahlreichen Kompagnien dienen, die durch die fortgesetzten Aufmahnungen der Oberkommandantschaft auf die Beine gebracht wurden. So standen unter Bletzachers Befehl drei Kompagnien im Achental, eine in Steinberg, in Brandenberg, in Bachen, in der Riss und eine in Eben. 1) Ebenso besetzt war die Scharnitz und die Klause von Ehrenberg. Eine Feindesgefahr zeigte sich vor diesen Pässen nicht. Das ließ die Leute manchmal die Strenge des Dienstes vergessen und machte sie gleichgültig. Als Hauptmann Patsch eine Wiltener Kompagnie am 1. Oktober („am Rosenkranzsonntag") in die Scharnitz führte, traf er dort „sehr schlechte Anstalten", es fehlte, wie ihm Marberger von Silz klagte, stark an Munition. Patsch eilte gleich zurück in die Hofburg, um Abhilfe zu betreiben. Er sagte dem Sandwirt nichts Neues, dieser selbst beschuldigte den kommandierenden Hauptmann Anton Gruber von Seefeld der Fahrlässigkeit. Was braucht der, brummte Hofer, das Pulver zu verschwenden „mit Scheibenschießen um Weinmarenden!" Es ward beschlossen, Patsch neuen Vorrat mitzugeben, aber mit dem Auftrag, jeder Hauptmann müsse sich über die Verwendung genau ausweisen. 2) Die früher unter Teimer so beliebten Ausfälle nach Altbayern wurden geradezu untersagt.

Kufstein, in den vorausgegangenen Monaten wiederholt eifrig blockiert, blieb jetzt von den Offensivbewegungen der Tiroler völlig unberührt. Wohl machten einige hundert Mann, welche dem Marschall nachgezogen kamen, Miene, sich gegen Kufstein zu wenden, 3) aber sie blieben in der bescheidenen Entfernung von Langkampfen und hatten in der Folge nur ein paar belanglose Zusammenstösse mit einzelnen patrouillierenden bayrischen Piketts. 4) Nur wenn Wintersteller, der bei Kössen stand, von bayrischen Truppenbewegungen ostwärts von Kufstein hörte, verlangte er Verstärkungen, um sich der Festung zu nähern. 5) In Wirklichkeit ist kein

1) Bletzacher an Straub, 30. Sept.
2) Patsch a. a. O.
3) Werenspachers Tagebuch zum 23. Aug. M. K.
4) Hauptmann Beham an Straub, 5. Okt.
5) Wintersteller an Straub, 3. Okt.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 677

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.