678 - Speckbacher in Unterinntal


Schuss mehr gegen Kufstein gefallen. Geärgert hat es die Bauern immer, dass sie diesem äußersten Luginsland mit seinem tapfern Major nichts anhaben konnten. Solcher Stimmung gibt eine schriftliche Aufforderung Hofers an Aicher einen mehr kindisch polternden als würdigen Ausdruck. 1)

Dass in diesem Jahre bereits zweimal der Feind über St. Johann in das Inntal gerückt und Lefebre wieder nach Salzburg gezogen war, ließ erwarten, dass ein abermaliger Versuch der Bayern von derselben Seite aus gemacht werde. Das Augenmerk der Landesverteidigung wandte sich deshalb ganz besonders der salzburgischen Grenze zu. Die Unterinntaler und ihre Nachbarn, die im Pinzgau und Pongau, schienen dem Sandwirt in erster Linie zum wichtigen Grenzschutz berufen. 2) Der rührigste von allen, Speckbacher, nahm die Sache in die Hand. Schon im August erlässt er Proklamationen und betreibt die Absendung von Abgeordneten an Hofer, um gemeinsam mit ihm die nötigen Maßregeln zu vereinbaren. An die Grenzpässe verordnet er Wachen, die den Verkehr streng zu beaufsichtigen haben. 3) Es ging ihm sehr gegen den Strich, dass die ersten Tiroler Scharen, Wildschönauer und Oberinntaler, welche hinter Lefebre nachkamen, in den salzburgischen Grenzdistrikten, die erst für die gemeinsame Sache zu gewinnen waren, sich als Exzedenten benahmen. Er ließ sogleich Arretierungen vornehmen und beruhigende Ordres ausgeben: den Tiroler Landesverteidigern, seien es Schützen, Feldjäger, Soldaten „oder wie die Truppen heißen mögen", ist man keine Lieferung schuldig außer im Bedürfnisfall und wenn sie sich legal ausweisen; Suppe, Fleisch und etwas Zugemüse genügen und, wenn man ihnen aus gutem Willen noch einen Trunk geben will, eine halbe Maß Bier; wer damit nicht zufrieden ist, ist dem Kommandanten anzuzeigen. 4) Aber auch schärfere Mittel wurden nicht verschmäht, um das Volk zum Anschluss zu bewegen. Wer nicht mit den Tirolern halte, so ward verkündet, gelte als Feind des Vaterlandes. Die Meinungen waren noch geteilt. Auf einer Konferenz in St. Johann

1) Hofer an Aicher, 22, Sept. Hofer will ungehindert die Steuern im Kufsteiner Bezirke eintreiben können. Ergibt sich der Kommandant nicht bald, so werde ihn einmal der Sandwirt „als Fahne bei der Festungsmauer heraushängen." „Tirol lässt sich von Betrügern, Dieben, Kirchenräubern, Mördern und galgenwürdigen Bayern nichts vorschreiben." In diesem Tone geht es weiter. Die Fertigung lautet: „Datum vom Österreich liebenden Oberkommandanten Andre Hofer, Nota: Zu des Herrn Festungskommandanten Freude lebe Kaiser Franz, Prinz Karl und Johann." Cop. in M. St.
2) Hofer an Siard Haser, 24. Aug. J. M.
3) Speckbachers Weisung aus Bienersdorf an den Hauptmann Matthias Kaufmann in Söll, 25. Aug. Tir. Stimmen 1893 Nr. 104 (mitget. v. H. Mayr.)
4) Ordre Speckbachers, Wörgl, 25. Aug. Ber. üb. d. Ereignisse in Hopfgarten M. K.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 678

Rechtschreibung behutsam angepasst.
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