680 - Wirkung auf das Salzburgische


jetzt die Verbindung mit Deutschland und Italien sperren, dann bekommen wir den Napoleon gefangen", solche Luftschlösser baute er. Im Geist sah er sich an der Spitze seiner Kompagnien binnen wenigen Tagen in Salzburg einrücken. Alles geht gut, ruft er den Freunden zu, seid nur standhaft im Vertrauen auf Gott und die gerechte Sache. Den Kreis seiner Werbungen und Aufgebote zog er immer weiter. Der für Pinzgau zum Platzkommandanten bestellte Margreiter ließ dort nach tirolischem Muster Standeslisten anlegen, auf Grund deren die Männer bis zum 40. Jahre zu Schützen, bis zum 50. zu Stürmern und bis zum 60. „zum innern Dienst" verpflichtet wurden. Einer der eifrigsten Emissäre des Kapuziners, Jakob Strucker, bewog schon am 16. September die Ortsausschüsse in Radstadt zur Erklärung, mit Pongau und Pinzgau gemeinsame Sache zu machen, und erzwang die Öffnung der Steueramtskasse, um Geld zu den Verteidigungsanstalten zu erlangen. 1) Schnell war eine Kompagnie unter Hauptmann Weibl gebildet. Dieser zog dann im Verein mit Tiroler Kompagnien nach Abtenau, um auch dieses stille Hochtal in Bewegung zu bringen. 2) Nicht überall herrschte schnelle Bereitwilligkeit zum Anschlusse. Die Leute waren bisher vom nahen Salzburg aus unter strenger Aufsicht gehalten worden, die Waffen hatten sie längst schon abliefern müssen, das ganze Institut einer allgemeinen Volksbewaffnung war ihnen vielfach neu. Man musste daher nach Reizmitteln suchen, um die Leute zu wecken. Die Tiroler Hauptleute richteten die Frage an sie, ob sie gegen die Beamten als bayrisch Gesinnte nicht Beschwerden vorzubringen hätten, sie sollten nur damit herausrücken, man wolle sie dem Oberkommandanten Sandwirt mitteilen, damit er Abhilfe treffe. Ein anderes Versprechen lautete, die Gemeinden, welche sich den Tirolern anschlössen, sollten aller „Herrengiebigkeiten" los und ledig werden. Haspinger propagierte den Gedanken, die Trennung der Lande Tirol und Salzburg müsse aufhören, sie müssten ein Ganzes bilden, worin sich auch die Salzburger der alten Landesfreiheiten ihrer Nachbarn erfreuen könnten. Wohl horchten die Bauern auf und traten auch zu Beratungen darüber zusammen. Aber vielen kam doch die Sache zu

1) Tagebuch des Stadtrichters Francisci in Radstadt. M. K.
2) Am 20. Sept. erschienen dort, mit Trommel und Pfeife einziehend, Rattenberger unter Praxmarer, Sarntaler unter Nussbaumer, Höttinger unter Kassian Pucher, Schützen von St. Johann unter Brunner. Ein ausführlicher „Bericht über die Tiroler in Abtenau 1809" in M. K.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 680

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.