681 - Haspingers Pläne


plötzlich; sie meinten, darüber müsse man erst nachdenken. Recht tief vermochte die Agitation nicht einzudringen. 1)

Haspingers vorwärtsstürmende Projekte fanden anfangs bei seinen eigenen tirolischen Freunden starke Bedenken. Speckbacher und Hofer teilten die Meinung, man solle sich auf das Festhalten der heimischen Pässe beschränken. Erst allmählich gaben sie dem Feuer des Rotbartes nach. Endlich war auch der Sandwirt zur Meinung bekehrt, dass „durch Gewinnung einer konzentrischen Stellung im Salzburgischen dem Lande Tirol mehr Sicherheit geschaffen" werden könne. Er billigte daher einen „allgemeinen Angriff gegen das salzburgische Gebirgsland, um den wichtigen Pass Lueg und einige Nebenpässe zu erobern". 2) Aber vorausahnend, dass man sich damit eine besonders schwierige Aufgabe stelle, gibt Hofer Weisungen von solch strenger Präzision, wie sie ihm sonst nicht eigen war. Ein solcher Angriff dürfe „nur mit aller Pünktlichkeit und Akkuratesse und nur im Einverständnis mit allen Kommandanten geschehen." Das beste Einvernehmen unter den Hauptleuten ist erste Voraussetzung. „Der Angriff muss auf die Minute von allen Seiten erfolgen; bevor nicht alles genau vereinbart ist, darf nichts unternommen werden," Der Lueg ist das Äußerste, was man Haspinger zugestehen will. Das Vorrücken gestattet Hofer nur soweit, „bis der Lueg in unsern Händen ist". Zur Herstellung des Einvernehmens unter den Chefs, das so manches zu wünschen übrig ließ, entsandte der Oberkommandant den Kronenwirt Straub, der namentlich eine widerwärtige Spannung zwischen Speckbacher—Firler und Wintersteller, dem jene das Distriktskommando absprechen wollten, glücklich behob. Auch den Kapuziner sollte Straub zügeln und ihn vor „Voreiligkeiten und Eigenmächtigkeiten" zurückhalten. 3)

Was dem Sandwirt die Erlaubnis, auf den Pass Lueg loszugehen, entwand, mag wohl die leichte Überrumpelung Werfens gewesen sein. Dass man dabei gleich sechs Kanonen erbeutete, hob auch die Zuversichtlichkeit in der Innsbrucker Hofburg. Noch über eine andere reiche Prise, die dort gemacht wurde, erzählte man sich. 4) Am 21. September ritt Pater

1) Tagebuch des Pflegers Job. v. Kurz in Lungau, M. K. Über die Schwierigkeit, in den Grenzbezirken Unterinntals die Erhebung zu organisieren, belehrt eine Vorstellung des Ausschusses vom Brixental an Hofer v. 29. Aug. Sie wollen mit dem Aufgebot verschont sein, weil sie keine Waffen haben, feindlicher Rache besonders ausgesetzt sind, weil sie nicht wissen, „wie es zwischen Österreich und Frankreich steht", weil sie von Salzburg abhängen, weil sie arm sind und schweren Hagelschaden erlitten haben. Gegen den von Firler bestellten Hauptmann, den Wirt Jos. Stumpf in Mühltal, protestierten sie. M. K.
2) Hofer an Firler, 20. Sept. J. M.
3) Straubs Selbstbiogr. Seine Bestellung durch Hofer v. 18. Sept.
4) Giovanelli an seine Frau 25. Sept.: „Bei der Eroberung von Werfen gewann Harasser auch sechs schwere Kanonen, mit welchen er gleich darauf auf die Bayern feuerte. Auch für 20 000 G. Edelmetall wurde erobert, das nächstens in Hall umgemünzt wird." A. G.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 681

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.