682 - Beratungen in Saalfelden


Joachim auf einem hageren Klepper in Werfen ein, über der Kutte den Kommandosäbel, auf dem Haupte einen halbaufgestülpten Hut, den ein stattlicher Gemsbart schmückte. Harasser, der Erstürmer der Feste, führte seine Kompagnie dem Kapuziner in Parade vor. Alles redete nur vom Vorrücken gegen den Lueg und von der Vertreibung des Feindes. Nach allen Seiten eilten Haspingers Ordonnanzen, um Stürmer und Schützen nach Werfen zu entbieten.

Die Vorwärtsbewegungen der Tiroler beantwortete Lefebre mit einer stärkeren Besetzung der Passorte Luftenstein, Lofer, Unken und Melleck. Abteilungen wurden vorgeschoben nach Hallein, Oberalm und Vigaun, nach Golling und Kuchl. Der Luegpass sollte um jeden Preis gehalten werden. Die Vorstellung des Kronprinzen Ludwig, dass solche Zersplitterung schädlich wäre, ließ der Marschall nicht gelten. Er sollte bald seine Erfahrungen machen.

Dem Befehle des Sandwirts, dass das Unternehmen gegen Lueg wohl vorbereitet werde, kam Haspinger getreulich nach. Er schrieb für den 23. einen Kriegsrat nach Saalfelden aus. 1) Unter den Erschienenen waren Wallner und Speckbacher, der bisher sein Standquartier in St. Johann gehabt und dort alle nachkommenden Verstärkungen gesammelt hatte. 2) Auch in Saalfelden war der Mann von Rinn derjenige, der auf Grund seiner emsigen Orientierung über die Stellungen des Feindes den Angriffsplan entwarf. Es ward vereinbart, dass am 25. auf allen Punkten gleichzeitig, in Luftenstein, bei Unken, Melleck und am Lueg der Überfall geschehen soll. Dank den zahlreichen Nachschüben, welche sich während der letzten Wochen aus Tirol eingefunden, war eine Streitmacht gebildet, deren Stärke mit 6000 Mann nicht zu hoch berechnet wird. Sie verteilte sich unter Haspinger (bei Werfen), Wallner (bei Weissbach), Speckbacher (bei St. Johann), Firler und Wintersteller (bei Waidring). Jeder dieser Gruppen war eine bestimmte Aufgabe zugewiesen. Der Kapuziner hatte den Lueg zu nehmen, die Kolonne Wallners gegen Luftenstein und Melleck, Speckbacher gegen Lofer, Firler gegen dieses und den Kniepass, Wintersteller gegen Unken vorzugehen. 3) Mit Feuersignalen von Berg zu

1) Ursprünglich hatte er die Einladung nach Werfen ergehen lassen. Sein Schreiben an Speckbacher v. 22. Sept., wo er dringend bittet zu kommen, da viel zu besprechen sei, mitget. v. Hans Mayr in Tir. Stimmen 1893 Nr. 104. Dazu das Tagebuch v. A. Lottersperger a. a. O.
2) In St. Johann spielte sich jene Szene ab, bei welcher den Vater Speckbacher sein Sohn Anderl überraschte, da er mit einer Tiroler Kompagnie einrückte.
3) Ein für allemal sei hier verwiesen auf die Spezialarbeiten über die Gefechte im Salzburgischen von Maretich in Streffleurs Öst. milit. Zeitschrift Jahrg. 1894 u. 1895, sowie auf desselben „Jos. Struber" (Salzburg 1897).



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 682

Rechtschreibung behutsam angepasst.
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