684 - In den Loferer Pässen


unter Graf Hendl direkt gegen den Strub, eine zweite Gruppe unter Firler selbst, Wipptaler und Sonnenburger, über die Loferer Alpe gegen Lofer, eine dritte mit Oppachers Kitzbüchlern gegen den Kniepass, wodurch bereits der Rücken der in Lofer stehenden Bayern (Oberstl. Graf Waldkirch) bedroht war. Auch Speckbacher war alsbald zur Stelle, die ihm unterstehenden Pillerseer Blattls waren schon in Fühlung mit Firlers Burggräflern. Wallner drängte auch bereits von Luftenstein her. Waldkirch blieb nichts übrig als Kroneggs Truppe aufzunehmen und den Rückweg nach Unken einzuschlagen. Ein „wahrhafter Todesmarsch". Die Bauern eilten den Abziehenden voraus, aus jeder Ritze des felsigen Schmaltales hagelte es Geschosse. Am Kniepass drohte neue Gefahr. Oppacher hatte die Strasse schon ungangbar gemacht und die über den Abgrund führende Oberrainerbrücke abzutragen begonnen. Der bayrische Nachtrab, von der Hauptkolonne, die sich noch auf den Enzbäumen hinüberrettete, abgeschnitten, musste sich den von steiler Höhe eindringenden Schützen ergeben. Schon waren die Kolben erhoben und die Hähne gespannt, um den feindlichen Haufen bis auf den letzten Mann dem Tode zu weihen, als auf den Zuruf um Gnade Oppacher den Befehl ausgab: Wir erteilen Pardon, wir wollen Christen sein. Und die Glühhitze des Kampfes ward gekühlt, die Seinigen stimmten ein: Ja Oppacher, wir wollen Christen sein, und gaben sich mit der Kapitulation zufrieden. Auch Wintersteller war, trotz langen und beschwerlichen Marsches von Kössen weg, eingetroffen. Die ihm zugeteilten Meraner Kompagnien Schweiggl, Glatzl und Peter Thalguter, die Kompagnie Michael Mayrs von Kastlbell und Johann Ladurners von Naturns verlegten dem Feinde auch Unken, wo sich das mörderische Ringen fortsetzte. 600 Kitzbüchler unter Thomas Reischer stürmten fünfmal den Friedhof. Waldkirch und Kronegg konnten das Dorf gar nicht mehr erreichen, sondern retteten sich, seitwärts ausbiegend, nach Schnaitzelreuth. Verzweifelt wehrte sich Unkens Besatzung unter Major Rummel. Aber die Kette um sie schloss sich immer enger. Speckbacher, Firler, Wallner waren mit ihren Gruppen schon nachgekommen und vereinigten sich mit Wintersteller. Keinen Ausweg mehr sehend, stürzte sich Rummel mit seinen Braven in die schäumende Saalach. Um dem reißenden Waldstrom zu widerstehen, fassten sich die Soldaten an den Händen und wollten ihn, so festgeschlossen, übersetzen. Flugs zerrissen die Geschosse der Tiroler die kaum gebildete Kette. Nichts wohl ist bezeichnender für die grimmige Kampfesleidenschaft, die da entfesselt war, als die Tatsache, dass die Bauern dem Feinde noch ins Wasser nachsprangen, um ihn nicht entwischen zu lassen. So wurde noch mitten in den Fluten gerungen. Peter Thalguter holte sich einen bayrischen Offizier als Gefangenen aus dem Flusse, ein bayrischer Fähnrich rettete kämpfend seine Fahne an das andere Ufer. Für die siegreich vordringenden Tiroler



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 684

Rechtschreibung behutsam angepasst.
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