688 - Vertrag mit Pinzgau


Vertrauensmännern und dem Sandwirt ein förmlicher Vertrag aufgerichtet werden soll. Am 25. September erschienen die Gerichtsausschüsse des salzburgischen Zillertales Andreas Loythaler und Urban Seekircher zur Beendigung der Angelegenheit. Noch im letzten Augenblick drohte das Abkommen zu scheitern. Die zwei Bauern erklärten sich zwar für die Vereinigung, aber vorsichtig wollten sie vorher eine von einem kaiserlichen Vollmachtsträger ausgestellte Versicherung besitzen, worin sie von allen Verpflichtungen gegen Salzburg losgezählt würden. Hofer musste seine ganze Überredungskraft aufbieten, um sie von dieser für jetzt unmöglichen Bedingung abzubringen. Als dies gelungen, wurde der Vertrag beiderseits unterzeichnet. Nach ihm führen die Zillertaler ihre Abgaben nicht mehr nach Salzburg sondern nach Innsbruck ab nach dem Verhältnisse der Tiroler, alle Binnenzölle sind aufgehoben, die Defensionspflicht ist dieselbe wie in Tirol, alle Benefizien der Grafschaft, auch künftige, von Österreich zu erwartende Kriegsentschädigung kommen den neu Inkorporierten zugute. Dieser Staatsakt datiert vom selben Tage, da die blutigen Gefechte an den Loferer Pässen geschlagen wurden. An dem Tage, da Hallein wieder den Tirolern verloren ging, fand in der Hofburg eine feierliche Audienz von Pinzgauer Vertretern statt, um auch mit diesem Landesteile denselben Vertrag zu ratifizieren. Ein eigener Saal war dazu hergerichtet worden. Hofer soll die neuen Freunde und Genossen also begrüßt haben: „Liebe Nachbarn! Weil wir Tiroler mit der Hilfe Gottes, unserer lieben Frau und der armen Seelen die bayrischen Mordbrenner aus dem Landl getrieben haben, so hätt' ich gute Lust, euch auch zu befreien. Wenns euch recht ist, wie ihr dem Pater Jochem gesagt habt, so lasst hören, was ihr wollt. Denn das ihr in Tirol einverleibt werden wollt, das will ich mit dem Kaiser schon ausmachen!" Die Antwort lautete: „Wenn das ist, so wollen wir tun, was wir können; aber ihr müsst uns schriftlich geben, dass wir tirolisch werden." Darauf brachte Adjutant Purtscher die von ihm geschriebene Urkunde, die mit den Unterschriften versehen wurde. Mündlich setzte der Sandwirt noch hinzu, die Pinzgauer sollen dem Feinde ja keinen Vorschub leisten und müssen ihm alle möglichen Schwierigkeiten bereiten. „Jetzt habt ihr den Pater bei euch, der ist ärger als wir alle zusammen, der wirds euch schon zeigen, wie man mit den Bayern umgehen muss." Ein fröhliches Weingelage machte den Schluss, wobei der Oberkommandant seine lieben Pinzgauer leben ließ. Noch schwamm alles in frohen Hoffnungen. „Weil wir jetzt vereinigt sind", toastierte vergnügt der Sandwirt, „so sollen die Franzosen und Bayern nur kommen, wir werden ihnen schon die Türe zeigen." 1) Was sich da in der Hofburg unter den Bauern vollzog,

1) Nach Stettner a. a. O., der aber im Datum irrt. Dieser Irrtum verleitete Egger, den Zillertaler Vertrag zu zwei verschiedenen Daten anzusetzen.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 688

Rechtschreibung behutsam angepasst.
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