689 – Pustertal


war einst auch der Gegenstand von Träumen des Erzherzogs Johann gewesen. 1)

Von minderem Belang waren die Vorkommnisse an der Pustertaler Seite und im etschländischen Süden. Die für Pustertal bestellte Schutzdeputation unter Philipp von Wörndle und der von Hofer mit dem Kommando betraute Steger hatten fortwährend mit ebenso unfähigen wie unbotmäßigen Elementen sich herumzustreiten, welche wie Luxheim und Kolb den Mund vollzunehmen pflegten, ohne irgendwie nützliche Dienste zu leisten. Luxheim hatte das Ampezzanertal zum Schauplatz seiner Tätigkeit gewählt. 2) Am letzten Augusttage Hess er sich von einem aus Belluno ausgerückten französischen Korps überraschen, und seine Freischar, darunter auch jene Freiburger Studenten, wurde in einem verlustreichen Gefechte zerstreut. Cortina mit dem Edelsitz derer von Zanna ward geplündert und eingeäschert. Nach dem Abzug des Feindes nahm Luxheim die Ausfälle in das Bellunesische wieder auf und setzte seine Kolonne, mit der sich die Schützen von Lorenzen und der Landsturm des Tales vereinigt hatten, einer zweiten vernichtenden Niederlage aus, aus der er selbst nur mit 50 Mann entkam. Der phantastische Kolb, der alle Welt mit seinem abenteuerlichen Geschreibsel behelligte 3) und unter dem usurpierten Titel eines Mitoberkommandanten in Pustertal die Rolle des Sandwirts spielen wollte, musste von den besonnenen Männern immer wieder in die Schranken zurückgewiesen werden. Die Charge eines Stadtkommandanten

1) Johann erhielt davon Kunde in einem Moment, da er wusste, dass Tirol preisgegeben sei. Er notiert darüber: „Aus Tirol ein Kurier mit wichtigen Nachrichten über die Vereinigung der salzburgischen Gebirgsbewohner mit den Tirolern. Was! Wäre dies nicht die Ausführung meines alten Entwurfes, und nun nach allen gemachten Versprechungen lässt man die Tiroler sitzen, mich wurmt dieses Ding gewaltig." Er bemerkt dies zum 4. Okt., hatte also erst Kenntnis vom Vertrag mit den Zillertalern.
2) Üb. die Vorgänge in Ampezzo und die Tätigkeit des dortigen Richters Constantini berichtet der Mautbeamte Kilian, M. St. Üb. Luxheims Zerwürfnis mit der Schutzdeputation H. v. Wörndle a. a. O. p. 106.
3) Kolbs Briefe an E. Johann, Hofer und Giovanelli. Dem Erzherzog tischt Kolb 4. Sept. die Neuigkeit auf, die österreichische Kaiserin habe entbunden, Kaiser Alexander sei Taufpate und widme seinen Anteil an Polen als Patengeschenk. J. M. In den Briefen an Giovanelli wimmelt es von Tollheiten. Am 2. Sept.: „Gott gebe, dass der Kaiser Franz den Frieden diktiere, wozu Tirol den gewichtvollsten Beitrag unwidersprechlich machen kann. Wenn Hofer meinen Plan zur Erfüllung bringt, dann wird Bonaparte an mich denken." Ein andermal meldet er, er habe einen Vertrauten ins Venezianische geschickt, mit der Einladung, mit den Tirolern gemeinsame Sache zu machen, wofür die Einführung der „tirolischen Landeskonstitution" versprochen wurde. Wiederholt beruft er sich darauf, er sei vom Kaiser und Erzherzog mit Hofer zum „vereinten Schaffer von Tirol" ernannt worden. Noch eine Briefstelle sei herausgehoben: „Chasteler und Hormayr, wenn sie noch gesunden Verstand haben, werden an meine Erinnerungen denken. Sie hießen mich einen Halbnarren, und zur Strafe machte sie Gott zu ganzen Narren. Sie spotteten meiner und ich bitte Gott täglich um die Gabe des gesunden Verstandes." A. G.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 689

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.