690 - Gegen Sachsenburg


in Lienz wollte ihm nicht genügen. Nicht verwinden konnte er es, dass Wörndle ihn als unverbesserlichen Stänkerer von den Beratungen der Schutzdeputation ausschloss. 1) Kommandant Steger und Intendant Wörndle hielten geraume Zeit daran fest, es sei nur der Grenzschutz zu pflegen, die Schanzen und Sicherungen bei Chrysanthen und an der Lienzer Klause seien auszubauen. Allmählich brach sich auch an dieser Seite der Gedanke Bahn, über die Grenzen vorzurücken, im Verein mit den Kärntnern „im Rücken der feindlichen Armee zu agieren". 2) Der Plan schien umso aussichtsvoller, als Haspinger seine Agitation im Lungau entfaltete. Am eifrigsten sprach dafür Johann Türk, dem die Leitung der Erhebung in Kärnten übertragen worden. Glücklich brachte er einen Munitionstransport für seine Landsleute nach Pustertal und betrieb die Ausführung eines Anschlages auf Klagenfurt. Proklamationen Hofers sollten die Kärntner lebendig machen. Dieser Erfolg blieb aber völlig aus, die Tiroler waren bei Ausfällen in das Moll- und Drautal auf sich allein angewiesen. Gleichwohl kam es zu solchen, trotz Stegers Warnung. Türk, begleitet vom unvermeidlichen Luxheim, dessen Korps freilich schon ganz zusammengeschwunden war, rückte aus zur Blockade von Sachsenburg, die unter mancherlei Gefechtsaffären, an denen zuletzt auch noch Haspinger teilnahm, bis Ende Oktober währte. 3)

Im Süden Tirols hat man auf eine Überschreitung der Grenze beharrlich verzichtet. Dennoch hat gerade an dieser Seite der Feind zuerst wieder seinen Fuß in das Land gesetzt. Der Augenblicksbesuch Hofers und die Entfernung verrufener Elemente wie Garbini haben die zerfahrenen Defensionsverhältnisse im untern Etschtal nicht gebessert. Noch im September brach General Peyri mit einem Korps von 4000 Mann ein. Seine drei Kolonnen drängten die schwachen Grenzposten mühelos zurück. Am 25. stand er in Ala, am folgenden Tag räumte Torggler mit den deutschen Kompanien und dem welschtirolischen Landsturm die Stellung von Serravalle und Calliano, die Franzosen zogen in Trient ein. Bauern, die sich auf ihrer Flucht in der Stadt verspätet hatten, wurden in eine leidensvolle Gefangenschaft nach den Kasematten Mantuas und nach Elba geschleppt. Erst bei Lavis sammelte

1) Kolb an die Deputation, 22. Sept. J. M.
2) Kolb an E. Johann, 24. Aug.
3) Viel Detail dar. b. Schmölzer, Joh. Bapt. Türk etc. in der Öst.-ung. Revue, 20. Jahrg. Türk hat in seinen Aufzeichnungen stark schöngefärbt. Die Korrektur dazu bieten Stegers Relation und bis Ende Sept. ein ausführlicher Bericht Wörndles an Hofer v. 28. Sept. H. M. Gegen die bisherigen Darstellungen ist zu betonen, dass der Ausfall der Blockierten, wodurch ein Teil der Tiroler bis über Greifenburg zurückgetrieben wurde, nicht gegen Türk gerichtet war, sondern gegen den hitzigen Vorpostenkommandanten Adam Weber, und dass daher nur dieser vertrieben wurde. — In Wien sprach man schon vom Fall Sachsenburgs. Criste, Fürst Liechtenstein p. 205.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 690

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.