703 - Unsichere Nachrichten


alsbald ein anderer als Augenzeuge dafür, dass eine französische Armee durch das Innviertel gegen Tirol marschiere. Eine schriftliche „Zeitung" aus Preßburg 1) tischte als Neuestes auf: Napoleon sei am 29. August von den Russen bei Olmütz geschlagen, Davoust, Massena, Marmont und Oudinot seien gefallen, der Palatin habe mit der ungarischen Insurrektion das Lager bei Raab genommen, der Vizekönig sei bei Pressburg in einen Hinterhalt der Türken gefallen und habe in einem Morast den Tod gefunden, die Besatzung Wiens müsse sich nächstens ergeben. Hofer, so wollte man wissen, rechne auf das sichere Wiedereinrücken der Österreicher unter Erzherzog Johann, welcher ihm dies selbst geschrieben habe. 2) Das stark auf Krieg gestimmte Manifest des Kaisers Franz von Mitte August fand auch seinen Weg nach Tirol und übte seine Wirkung. Eben als Hofer seine Fahrt nach dem Etschland antrat, bekam er wieder Meldungen vom Kaiser und Erzherzog: Franz verhandle zwar über den Frieden, sei aber nur dabei bedacht, Tirol und Vorarlberg „als die Perle seiner Staaten" für sein Reich oder doch für einen österreichischen Prinzen zu erhalten, daher müsse man standhaft bleiben, der Kaiser werde dem Lande alles vergüten. 3) Schnell wurde eine Antwort an Johann aufgesetzt: Infolge der erhaltenen Botschaft treffe man alle Anstalten, um eine möglichst große Zahl organisierter Schützenkompagnien an die bedrohten Grenzen zu schicken und den vom Feinde geplanten Einbruch zurückzuweisen, das Land sei voll Eifer für den Kaiser. Wenn aber Tirol sich selbst überlassen bleibe, so könne es nicht widerstehen beim herrschenden großen Mangel. Der Sandwirt bittet daher den Erzherzog „kniefällig", selbst wieder zu kommen und der Not abzuhelfen; neu beleben würde

1) J. M.
2) Tschiderer in Brixen an Giovanelli d. ä. 1. Sept. A. G. Hof er soll sich so gegen Hauptmann Simonis geäußert haben. Am selben 1. Sept. schreibt Purtscher an Straub im Namen Hofers: „Die boshaften Verbreiter des Gerüchtes, als ob E. Johann in keiner andern Absicht hieher kommen sollte, als um unser Land zu übergeben, sind anzuzeigen, damit man sie zur Verantwortung ziehen kann."
3) Hofers Ausschreiben v. 1. Sept. Damit ist zu vergleichen Gentz in s. Tagebüchern (I, 120) zum 23. Aug.: „On fera tout ce qu'on pourra pour sauver le Tyrol ou pour imaginer un arrangement qui ne soit pas totalement incompatible avec notre honneur."



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 703

Rechtschreibung behutsam angepasst.
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