706 – Roschmann


früher Hormayr gespielt. Als kaiserlicher Kommissär nach Tirol zu gehen und die Leitung in die Hand zu nehmen, danach stand sein Verlangen. Mit Zustimmung des Erzherzogs ging er an den Kaiserhof. 1) Eine Reihe von Anträgen unterbreitete er dem Monarchen. Da zwei französische Divisionen sich gegen Tirol in Bewegung setzen, müsse dem Lande eine augenblickliche Geldhilfe zukommen; die im August ausgewanderten Führer, wie Eisenstecken, Sieberer, Frischmann und Teimer, natürlich auch er, sollten zur Belebung des Widerstandes zurückkehren, verkleidete Artilleristen zu besserer Bedienung der Geschütze sie begleiten; zur Erleichterung des Landes sollte schnell ein Austausch der dort liegenden zahlreichen Gefangenen eingeleitet werden; der Volksaufstand in den innerösterreichischen Herzogtümern sei schnell zu organisieren. An Baldacci fand Roschmann einen eifrigen Vertreter vor dem Kaiser. Nicht mit allen Punkten konnte sich Franz befreunden. Um jetzt schon, vor Kündigung der Waffenruhe, verkleidete Soldaten nach Tirol zu schicken, dazu, erklärte er, sei er zu ehrlich. Aus demselben Grunde wies er auch die Sendung Roschmanns und Teimers als eines in kaiserlichem Dienste stehenden Majors zurück. 2) Dass die andern drei Tiroler hingingen, ließ er sich gefallen. Als Geldhilfe bewilligte er in Erinnerung an die zu gleichem Zweck schon an die Schweizer Gesandtschaft erfolgten Kreditanweisungen nur 3000 Dukaten, welche Eisenstecken und Genossen mitnehmen könnten „zu einer Handkasse für die laufenden Defensionsauslagen". Gegen die Insurgierung Innerösterreichs und die Auswechslung der Gefangenen fand er nichts einzuwenden.

Bei einer solchen Erledigung kam der Ehrgeiz Roschmanns nicht auf seine Rechnung. Er bedurfte noch der weiteren Hilfe Baldaccis, und

1) Auf diese Zustimmung beruft sich Roschmann in seinem Briefe an Johann v. 12. Sept. J. M. Der Erzherzog notiert darüber: „Roschmann berichtet seine Vorschläge, Redlichkeit des Kaisers, es war das Beginnen seines (Roschmanns) Strebens, war von Baldacci protegiert".
2) Über die Aufnahme, die Teimer in Tirol gefunden hätte, konnte Hofers Brief an Johann vom 2. Sept. einen Wink geben. Demselben war ein von Hofer eigenhändig geschriebener Zettel beigelegt mit folgendem Wortlaut: „Alles hab ich von dermaln schreiben lassen bis auf das. Von die, so sich vom Land Tirol in der allergrössten Gefahr stehend das Land verlassen, welche sie zuvor haben selbst und durch schlecht denkende Personen zu großen Stellen erhöhet haben, werden nicht mehr leicht angenommen werden in unserm Land, bis etwa auf Frischmann und Nessing. Der Deimer, wenn er in Österreich nicht erschossen wird, so wird, sobald er vorfindig wird, von mir oder andern guten Landesverteidigern auf der Stelle erschossen, warum werde ich mündlich vorbringen, wenn mir Gott das Leben schenkt. Ich werde Wahrheiten vortragen, dass sich E. K. H. verwundern wird sowohl von Militär als von unsern Tirolern." Am 10. Sept. verspricht der Kaiser durch Johann dem Teimer ein Gut in Tirol oder anderswo und eine jährliche Gnadengabe von 2000 G., bis ihm das Gut überwiesen wird. Teimer darf ein eigenes Jägerkorps errichten. J. M.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 706

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.