715 - Stimmung Johanns


mache, 1) hat die Feder der Verfasser mit Galle getränkt. Dass Hormayrs ehemaliger Unterintendant als kaiserlicher Kommissär im Lande wieder erscheinen sollte, nahmen sie mit sehr gemischtem Gefühl zur Kenntnis. Der Erzherzog beförderte, dem Ansuchen Hofers entsprechend, ein beigelegtes zweites Exemplar der Denkschrift an den Kaiser. Es geschah in einem Augenblick, da über den Abschluss des Friedens kein Zweifel mehr sein konnte. Dieser Umstand enthob Johann der Notwendigkeit, sich mit dem Meritum des Schriftstückes zu befassen. Er benützte dessen Übersendung nur, um das unglückliche Land dem Kaiser zu empfehlen und auf seine eigene peinliche Stellung hinzuweisen. Gerade jetzt, so schreibt er, wo Tirol das Muster einer tapfern Nation dem ganzen Europa darbringt, mag seine Lage wohl nicht die beste sein. „Die Wendung der Friedensverhandlungen ist mir zu wenig bekannt, und ich kann daher auch nicht beurteilen, wie weit jene biederen Bewohner berücksichtigt werden. Die von mir bewirkte Erfüllung Ihrer Aufträge in Beziehung auf Tirol und die frühere persönliche Bekanntschaft mit einem großen Teile jener braven Leute hatte die natürliche Folge, dass die Anführer bei mir Weisung und Rat holten. Ich habe nur meine Pflicht erfüllt und Ihre Befehle befolgt. Ich muss nun Er. M. die äußerst unangenehme Lage vortragen, in welcher sich meine Person in bezug auf Tirol befindet. Täglich kommen Anfragen und ich weiß nicht, was ich antworten soll. Die von mir getroffenen Einleitungen entsprachen Ihren Befehlen und nährten den trefflichen Geist einer mit Gut und Blut getreuen Provinz. Die lebenden Resultate bestätigen es. Aber nun, wenn diese brave Nation in dem Fall, dass der Friede wirklich geschlossen wurde, ihrem Schicksal überlassen wird, dann 2) wird diese gutmütige Masse der besten Menschen wohl sehr zu bedauern sein. Ich bitte E. M. die möglichste Berücksichtigung nach dem Gefühl der allerhöchsten Ihrer

1) In seinem Bericht an Zichy v. 26. Sept. hat Hormayr am Schlusse Auszeichnungen beantragt: „Hofer und Teimer sind schon belohnt. Für Tannenberg das Großkreuz des Leopoldsordens, für Giovanelli d. ä. das Kleinkreuz des Stefansordens, für Peer den Leopoldsorden, so auch für Wörndle; für Wintersteller, Sieberer, Eisenstecken, Glatzl und Tschöll die goldene Zivilmedaille mit der Kette, für Plawen den Freiherrnstand, für Dalla Mule, Bosio und Straub die große goldene Zivilmedaille, für Vintschgau, Matth. Delama, Bartl. Guggenberg, Jos. v. Lichtenthurn, Peter und Franz Thalguter, Gasser, Kurier Jos. Gutmorgen von Telfs, Franz Gelmo und Kugstatscher die kleine, für Pfarrer Paprion das Ehrenkreuz für den Klerus, zur Anstellung Fischer und Senn als Landräte, Ingram und Daubrawik als Regierungsräte, Giovanelli d. j. als Hofkonzipist, zu Geldbelohnungen Wintersteller, Sieberer, Frischman, Aschbacher, Anreiter, Stiefler, Speckbacher, Huter und W. Natterer." Der Vorschlag ist ein ebenso überhastetes Werk wie das Besitzergreifungspatent, weit entfernt von sachlicher Abwägung wirklicher Verdienste. Der Vorschlag, Giovanelli d. j. betreffend, liest sich, wenn man das Vorausgegangene kennt, wie Hohn.
2) Hier folgt im Conc. die ausgestrichene Stelle: „mag ich wohl — wünschte ich nicht, dass mich der Fluch meiner".



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 715

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.