5. Kapitel. - Der Ausgang.


In dem Augenblick, da Hofer die Hauptstadt verließ, mögen ihm Zweifel gekommen sein an der Möglichkeit, den Gegner am Isel zu bestehen, denn seine Reise ging bis Steinach, und dort wurde über eine Sicherung der Stellung am Brenner und bei Schabs beraten. 1) Nach wenigen Stunden gab es eine Überraschung. Kerpens Bote Plangger hatte nach manchen Irrfahrten den Kommissär erfragt und überreichte ihm nun in Steinach den Befehl des Erzherzogs, welcher „mit dürren Worten" 2) verlangte, dass Roschmann sogleich zurückkehre. Er gehorchte nicht. Hören wir ihn selbst: „Ich übersehe zwar die Verhältnisse der Zeit aus diesem Befehle, aber es ist nun einmal für mich zu spät, diesem Befehle nachzukommen, indem es, ich will nicht sagen um mein Leben, sicher aber um die Ehre und den Kredit des Hauses Österreich geschehen sein würde, wenn ich in diesem Zeitpunkt das Land verließe, ohne demselben etwas über seine Lage und seine künftige Bestimmung zu sagen. Ich bleibe also, aber ohne in einer öffentlichen Eigenschaft aufzutreten, hier, bis der Kaiser oder Erzherzog Johann eine unmittelbar mit der kaiserlichen Unterschrift versehene Weisung, dass ich fortgehen soll und dem Lande dieses oder jenes zu eröffnen habe, mir zugesendet haben wird." 3) In selbstgefälliger Weise setzt er bei: „Für die Erhaltung Tirols glaube ich, wenn der Feind nicht mit zahlreichen Truppen zugleich an mehreren Orten eindringt, garantieren zu können. Mein gutes Einverständnis mit Hofer und den anderen Hauptleuten macht es mir möglich, in diesem kritischen Moment dem Lande und dem Kaiser gute Dienste zu leisten.

1) Roschmanns zit. Bericht
2) Ebend.
3) Zur Kritik der Selbstbiographie Straubs sei hier angeführt, was derselbe zum 23. Okt. erzählt: „Bei der Unterredung (Straubs mit Hofer) war Roschmann gegenwärtig. Dieser reiste aber gleich nach Österreich ab, weil er vom Kaiser abgerufen war. Er sagte noch: meine lieben Tiroler, lebt wohl, Gott gebe euch seinen Segen, es tut mir sehr leid, dass ich euch in diesem Unglück verlassen muss."



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 734

Rechtschreibung behutsam angepasst.
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