741 - Gefechte um Innsbruck


Bestellbrief an die Stadt um „Türken und Plenten," damit die Mannschaft nicht „massleidig" wird, zeigt ihn wieder voll Hoffnung: „Wir können euch versichern, dass von dieser Seite nichts zu fürchten ist; denn die Leute brennen vor Begierde zu attakiren und schröcklich wird der Kampf sein." 1)

Das hier in Aussicht gestellte Attackieren wurde in den folgenden Tagen fleißig geübt. Die Bayern hatten beim Löwenhaus und in Mühlau starke Vorposten stehen lassen. Auch auf der Weiherburg stand ein solcher. Am 26. stürmte eine Menge Bauern vom Isel „wie wahnsinnig" lärmend und schießend durch die Stadt. Ein Teil stieg zum Höttinger Steinbruch hinan, um die Weiherburg unter Feuer zu nehmen, andere eröffneten die Beschießung von der Mauer des Hofgartens aus. Ohne dass die Soldaten vorrückten, kehrten die Stürmer gegen Abend auf den Isel zurück. Tausende von Feuern auf allen Seiten, so versichert Knoflach, leuchteten in der Vollmondnacht. Am folgenden Tag setzte man das Schiessen fort, aber ohne Zweck; denn dichter Herbstnebel lagerte über der Landschaft. Das Geplänkel am linksseitigen Ufer verstummte, als 400 Bayern den Steinbruch besetzten. Dafür gab es heute auf der andern Seite des Inn einen namhaften Verlust. Bei Loretto hatte eine Kolonne auf einer Schiffbrücke den Fluss überschritten, um das Mittelgebirge von den Schwärmen Speckbachers zu säubern. 2) Diese hatten sich namentlich in die zahlreichen, kleinen Seitentälchen bei Rinn und Ampass verteilt. 3) Der die Bayern führende Oberst Dallwig ließ sich verleiten, seine Mannschaft zu teilen, und richtig gelangten 300 der Seinigen im stillen Zimmertale in einen Hinterhalt, der sie zu Gefangenen Speckbachers machte. 4) Dieser selbst versuchte mit Sieberer des folgenden Tages einen Vorstoß nach Volders, der ihm jedoch beinahe dasselbe eingebracht hätte, was Dallwigs 300 Soldaten widerfahren war. Auch für die Tiroler gingen diese Scharmützel nicht ohne Verluste ab. 5) Im östlichen Weichbilde Innsbrucks wollte das Schiessen nicht verstummen, zum Ärger Hofers,

1) Hofer an Bozen 26. Okt. J. M. Peter Hofer an Jos. Gufler, Meran 26. Okt.: Auf Befehl des Oberkommandanten müssen alle Kompagnien über den Jaufen. J. St.
2) Es waren Kompagnien von Passeier, Schlanders, Sonnenburg und — so liest man wenigstens in den Gemeinderechnungen von Ampass — selbst von Kirchbüchel.
3) Die meisten zerstreuten Weiler hatten ihre Besatzung. Auf dem hohen Windegg lagerte Straub, die Akten nennen Detachierungen am Nockhof ober der Haller Brücke, auf Ebenwald „am Rabbenbüchel," im Pfarrhof zu Ampass, im Hasen- und Zimmertal. Am Nockhof stand Wolfg. Natterer.
4) Dass der Überfall auf Dallwig während seines Parlamentierens mit den Bauern geschah, bestätigt der anwesende Thurnwalder (Prem, Progr. d. Realsch. Marburg 1896 und Simeoner a. a. O.) Ich folge der von Th. und von den Innsbrucker Chronisten Knoflach und Stettner übereinstimmend fixierten Zeitangabe. Speckbacher und andere bieten abweichende Daten. Speckbacher notiert, dass er selbst in Gefahr war, gefangen zu werden.
5) Es werden Vorspanngelder gezahlt für Verwundete, die über Ampass nach Lans geführt wurden.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 741

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.