758 - Gärung in Zillertal


hatte General Rechberg, über Gerlos kommend, das Tal durchzogen, so suchte der dahin entsandte Hauptmann Johann Zöggeler den Hoferschen Aufmahnungen der letzten Oktobertage dort Geltung zu verschaffen. Richter von Pichl wurde als verdächtiger Friedensmahner gefangen über das Duxerjoch geschleppt. 1) Überallhin verbreitete Zöggeler seine Aufrufe. Er und der Priester Benedikt Haas, der sich als Adjutant und Kommissär für Pinzgau präsentierte, suchten auch im angrenzenden Salzburg wieder Stimmung zu machen, freilich mit schlechtem Ergebnis. Zwar flohen schon einzelne Beamte, aber die Seelsorger und Mahnschreiben der noch in Salzburg zurückgehaltenen Geiseln hielten die ohnehin unlustige Einwohnerschaft Pinzgaus von straffälligen Schritten zurück. 2) Anfangs November erschienen 40 bayrische Reiter in Zell, um die Entwaffnung des hintersten Zillertales, wo Zöggeler sich herumtrieb, vorzunehmen. Nach Mayrhofen sollte sie ein angesehener Mann von Zell begleiten. Aber vor den Drohungen Zöggelers wagte keiner sich den Bayern anzuschließen. Endlich erklärte sich Kooperator Gessert bereit. Er und die ihn begleitende Patrouille wurden, am rechten Zillerufer dahinziehend, gegenüber dem Burgstallschrofen mit Schüssen empfangen. Auf ihren Zuruf, dass sie den Frieden zu verkünden hätten, hörte das Feuer auf, ohne Gefährde erreichten sie Mayrhofen und verteilten Hofers Mandat vom 29. Die Leute erklärten, eine zuwartende Haltung beobachten zu wollen, bis die zum Sandwirt abgeschickten Vertrauensmänner zurückkämen. Mit diesem Resultat gaben sich die Reiter zufrieden und wandten sich talauswärts. Kaum waren sie abgezogen, so zeigte sich der Wildschönauer Margreiter und kam Zöggeler mit seinen Schützen aus dem Talgrund hervor. In Zell war namentlich Gessert der Zielpunkt ihres Zorns, so dass er ein Versteck aufsuchen musste. Alles sollte wieder ausrücken. Die ungestüme Werbung trieb wohl ein paar tausend Leute zusammen, von denen jedoch die meisten nach der Herausgabe der Büchsen nur mit Stöcken versehen sich einfanden. Zell musste zahlreiche Kostgänger befriedigen; mit Ausnahme von ein paar Piketts dachte niemand an einen ordentlichen Verteidigungsdienst. 3) Nach drei lärmerfüllten Tagen schreckte die Kunde auf, dass wieder die Bayern kommen. Viele der schlecht bewaffneten liefen davon, andere eilten dem Feind entgegen. Bei der Klausner Badstube, eine Viertelstunde vor Zell, sahen die Bayern ihren Marsch gehemmt. Mit einem Umgehungsmanöver brachten sie die noch zahlreiche,

1) Pichls Tagebuch a. a. O. Über Haser vgl. Domanig in d. Zeitschrift „Die Kultur" IX, 61.
2) Bericht des Oberschreibers Lorenz Moissl in Saalfelden v. 4. Nov. M. K. Diarien Werenspachers und Lotterspergers ebend.
3) Siard Haser bei H. v. Wörndle a. a. O. 59 ff.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 758

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.