761 - Südtirol


Besatzungen. Selbst der unternehmungslustige Speckbacher, immer weiter zurückweichend, konnte nur den müßigen Zuschauer spielen.

In Südtirol standen sich noch während der letzten Oktobertage Eisensteckens zahlreiche Kompagnien und die Franzosen bei Lavis gegenüber. General Vials Friedensversicherungen fanden bei den Bauern wenig Glauben. 1) In Bozen klärte Campis Erscheinen über den Sachverhalt auf. Der Stadtrat beschloss sogleich, sein Kontingent von Lavis abzuberufen. Ein Mitglied des Magistrats, Amon, wurde deshalb dahingeschickt. Zurückkehrend konnte er melden, dass Vial den Bauern einen zweitägigen Stillstand gewährt habe, dass aber ein Teil, von Wild, Stuefer, auch Eisenstecken selbst beeinflusst, keinen Gebrauch machen wolle und dass man von ihnen noch tolle Streiche besorge. 2) Um den zu Hofer bestellten Abgeordneten eine Richtschnur zu geben, versammelten sich am 1. November beim Landrichter wohl gegen hundert Gerichtsvertreter. Die städtischen gerieten mit den „Gebirgsausschüssen" in lebhafte Debatten, in denen sie ihnen die Notwendigkeit des Abrüstens begreiflich zu machen suchten. Gerade während sie stritten, brachte die Post den genaueren Inhalt des Friedenstraktats, und das bewog zur einstimmigen Fertigung eines Protokolls, worin für Südtirol die Niederlegung der Waffen beschlossen wurde. Morandell und vier Bauern sollten die Abschrift davon dem Sandwirt, Giovanelli d. j., Herr v. Vilas und der Grosshauswirt von Leifers dem General Vial überbringen. 3) Bei den Kompagnien in Lavis machten die Bozener Deputierten schlechte Geschäfte. Man fasste Misstrauen gegen sie, und ihr Heimweg war nicht ungefährdet. 4) Nur soviel ward erreicht, dass Eisenstecken bei Vial um Verlängerung der Waffenruhe anhielt. Als darauf streng verneinende Antwort folgte und der General seine Kolonnen vorwärts marschieren ließ, begannen die Bauern ihre bisherigen Lagerplätze zu verlassen. Vial hatte aber gleichzeitig auch einen höchst beschwerlichen Umgehungsmarsch angeordnet. General Peyri musste mit 1200 Mann auf dem weiten Umwege durch das Tal von Agordo über

1) Peter Thalguter an d. Meraner Kommandantschaft, Nefis 29. Okt.: Die vom Feind verbreitete Friedensnachricht .glauben wir erst, wenn sie vom Kaiser kommt. Wir haben ja Abgeordnete beim Erzherzog. „Bei uns ist es noch etbas schlecht in Ordnung, es soll aber immer zuhaus das Gepet nicht ermangelt werden, so geht Alles gewislich guet." Eine andere Hand setzt bei: „Den Frieden müssen wir erst vom Kaiser erfahren. Wäre Frieden geschlossen, so würde gewiss auch Tirol einem Monarchen zugeteilt worden sein." J. M.
2) Außer den Bozenern gingen noch andere Kompagnien nach Hause. Joh. Hofer verzeichnet seine Rückkehr zum 29. Okt. Wichtigste Quelle für Bozen ist Hepperger.
3) Nach Hepperger habe Giovanelli d. ä. die Beschickung Vials aufhalten wollen, bis neue Weisung von Hofer käme.
4) Wie man in Deutschnofen nach dem „Guvanelli“ fahndete und dieser sich in Priesterkleidung salvierte, erzählt ein anonymer Bericht in A. G.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 761

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.