769 - Hofers Unterwerfung


noch an schreibfertigen Händen, wie Purtscher und Sweth, gegenwärtig war, machten sich an die Vervielfältigung. So unzweideutig wie nur möglich kündete das Ausschreiben vollständige Unterwerfung an: „Der Friede wurde schon am 14. Oktober geschlossen. Es kann kein Zweifel mehr sein. Napoleon hat uns Gnade zugesichert. Im Einverständnis mit vielen Abgeordneten des Landes schickte ich den Danei und Sieberer mit einem von allen Abgeordneten unterfertigten Schreiben an den Vizekönig. Heute sind diese beiden zurückgekommen und haben mir ein gnädiges Schreiben gebracht. Von Österreich verlassen, würden wir dem größten Elend preisgegeben sein. Ich kann euch nicht mehr befehlen und könnte für weiteres Unglück nicht mehr gut stehen. Eine höhere Macht leitet Napoleons Schritte. Sieg und Staatsumwälzungen gehen aus den unabänderlichen Flammen der göttlichen Vorsicht hervor. Wir dürfen uns nicht länger sträuben, kein Vernünftiger wird gegen den Strom schwimmen. Wir wollen uns in Gottes Willen ergeben und uns der Großmut Napoleons würdig machen. Vermöge sicherer Berichte ist die bayrische Armee schon in Steinach. Wie weit in Oberinntal, weiß ich nicht. Die französische ist schon in Bozen und bis Vintl. Es tut mir wehe, euch das zu berichten. Aber ich bin getröstet, dadurch eine Pflicht zu erfüllen, zu deren Erfüllung mich der Bischof von Brixen schon früher aufgefordert hat. Nach der Versicherung Ruscas "werden uns die Truppen um so schneller verlassen, je schneller wir uns unterwerfen." Sieberer erließ noch unter seinem Namen einen besonderen Aufruf, der, demütige Phrasen vermeidend, die Isolierung des Landes, die Zweifellosigkeit des Friedens, Hofers eigene Rückkehr und schwere Drohungen gegen die Friedensbrecher verkündete. Gleichzeitig erging ein bischöfliches Rundschreiben an den Klerus der Brixener Diözese mit der Weisung, die Gläubigen vor „zweckloser Widersetzung" zu warnen.

Den geschriebenen Worten folgte diesmal auch die Tat. Die um Hofer vereinigte Gesellschaft rüstete sofort zum Aufbruch. Noch am selben Abend verließen die meisten die Stadt. Der beste Dienst, den Danei dem Sandwirt hätte leisten können, wäre gewesen, in seiner Begleitung zu bleiben. Aber den unruhigen Mann trieb es in das Etschtal, um dort, wie er meinte, der Bewegung Herr zu werden. Beim Abschied gab er Hofer noch den Rat, sich in seinem Heimattale versteckt zu halten, in nächtlicher Wanderung, bei welcher ihm ein Passeirer mit einer Laterne den schon beeisten Saumpfad auf den Jaufen wies, strebte Danei schnell nach Meran zu kommen. Dem Pfarrer Ampach in St. Leonhard übertrug er die Verbreitung des Hoferschen Patentes in Passeier. Holzknecht traf er bereits zu Hause, dieser zeigte große Befriedigung über Hofers jüngste Entschließung. In Meran fand Danei an Tschöll einen verständnisvollen und eifrigen Mitarbeiter. Beide zusammen bewogen die letzten



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 769

Rechtschreibung behutsam angepasst.
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