780 - Schlechte Aussichten für Bayern


Was wollte man in München dagegen tun! Die Stadt Trient erhielt vom König ein huldvolles Dankschreiben für die bewiesene Anhänglichkeit. 1) Vor Vial aber musste Widder Protest erheben und von ihm „als General der mit uns verbündeten Truppen" Schutz für seine amtlichen Verrichtungen fordern. Würde damit nichts erzielt, so sollte er zwar der Gewalt weichen, aber doch trachten, dass nur ergebene Leute zur Verwaltung herangezogen werden, jedenfalls vermeiden, „wegen kleiner Veranlassungen mit den Franzosen in Kollision zu kommen". Auch die Münchener Weisungen nach Innsbruck schlössen mit dem Refrain „Nur keine Kollisionen mit den Franzosen."

Auf den Rat, den Vizekönig zu beschicken, ging der König ein. In seinem Auftrag reiste Thürheim am 23. November nach Mailand „um „genaueres zu erfahren". Ein Vierteljahr sollte er dort festgehalten werden. Seine Stelle in Innsbruck hatte Ritter zu vertreten. Unter diesen Umständen ist es begreiflich, wenn zunächst sehr wenig Lebenszeichen einer bayrischen Regierungstätigkeit zu beobachten sind. Unangefochten wenigstens von den Franzosen konnte der König die Sandwirtsmünzen außer Kurs setzen. Sie sollten nur gegen den Metallwert an den Kassen ausgewechselt werden können. 2) Auf die Klage, dass die französischen Militärs gegen die Mautbeamten ein Vorgehen zeigten, das dem Wiener Frieden direkt widerspreche, befahl ein königlicher Erlass, die Mautner hätten gegen die Franzosen möglichst entgegenkommend zu sein, weil diese für die Ruhe des Landes sorgen. 3) Welcher General hätte dagegen etwas sagen mögen? Ritter aber spürte sehr den Druck solcher Verhältnisse, indem er an den König schrieb: „Ich bin hier viel zu früh angekommen. Denn bei diesen äußerst kritischen Zuständen und mysteriösen Konjunkturen ist gar nichts zu machen. Thürheim kann erst in vierzehn Tagen von Mailand zurück sein. Ich glaube aber, dass das Schicksal Tirols überhaupt nicht in Mailand, sondern in Paris selbst entschieden wird. Ich bitte mir zu sagen, was ich zu tun habe." 4) Von München aus hatte man ihm äußerst wenig zu sagen, der König vertröstete auf Thürheims Rückkunft und mahnte wieder zu jeglicher Rücksichtnahme auf die Franzosen. 5)

Das waren interne Vorgänge, die vorerst kaum in das Publikum drangen. Innsbruck speziell freute sich jetzt eines ungetrübten Friedensstandes. Wer noch Ende Oktober geflüchtet war, kehrte zurück. Selbst Männer wie Stadler wagten es, sich wieder zu zeigen. Für die in München und Ingolstadt festgehaltenen Tiroler schlug die Stunde der Befreiung, 6)

1) König an die „gute" Stadt Trient, 28. Nov.
2) Erl. v. 23. Nov. M. K.
3) Hompesch an Montgelas, 24. Nov., Erl. d. Königs v. 28. Nov. M. St.
4) Ritter an d. König, 23. Nov. M. St.
5) König an Ritter, 29. Nov.
6) Königl. Erl. v. 13. Nov. M. St.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 780

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.