785 - Hofers Aufruf, Danei


Tag brachte bereits seinen Aufruf an die „Geistlichen und Vorsteher" in Vintschgau: „Fast alle Gerichte in Tirol ersuchten mich, gegen den Feind auf zu sein. Brüder, es ist nur um ein Kleins zu tun. Wenn wir nachgeben, ist Glaube, Religion, Volk und alles hin. Wer widerstrebt, ist ein Feind Gottes und des Vaterlandes." 1)

Im Tal verkündeten die Glocken wieder Sturm, Eilboten trugen die Befehlzettel in die Nachbarschaften. Wohl gab es einzelne Gemeinden, wo man kopfschüttelnd von diesen Dingen vernahm und wo man sich sagte: Gestern die Waffen hergeben, heute Krieg anfangen, welch unsinniges Zeug! 2) Allein noch war der Boden zu frisch und zu tief durchfurcht, als dass er für den von Passeier ausgestreuten Samen nicht empfänglich gewesen wäre. Neben Passeier erwies sich namentlich Vintschgau als fruchtbares Werbegebiet. Darüber sollte Danei schlimme Erfahrungen machen. Der Auflauf in Meran am 11. hatte ihm den Plan eingegeben, den Sandwirt zur Beruhigung herbeizurufen. Eben hatte er deshalb einen Brief nach St. Leonhard fertig, als er auf der Strasse großen Lärm vernimmt. Den Hauptmann Wild sieht er unter der Menge umherreiten mit Hofers Aufgebot auf dem Hute. Wiederholt hatte Danei mit der Kraft seiner Worte Pöbelstürme beschwichtigt. Er versucht es wieder. Lügenpfaff und Aufhängen, so droht es ihm entgegen. In einem lebensgefährlichen Gedränge ist er in Gefahr, erdrückt zu werden, und dankt es nur den Bemühungen einiger befreundeter Hände, dass er sich noch verbergen kann. Den heißen Boden Merans verlassend, rettet er sich in sein Heimatsdorf Schlanders, um wenigstens dort für die Ruhe tätig zu sein. Selbst seine Eltern scheuen vor ihm zurück als dem Landesverräter. Solche Wahrnehmungen beschwingen seinen Eifer nur noch mehr, er besucht die Nachbarorte wie Kastlbell und Stäben, um den Frieden zu predigen. Allein überall begegnet er zweifelnden oder laut widersprechenden Zuhörern. Seine ganze Beredsamkeit verschwendet er vergebens. Schon ist er im Begriff, die Flinte ins Korn zu werfen und sich auf Schweizer Gebiet zurückzuziehen. Da überfallen ihn Bauern und erklären ihn im Namen des Sandwirts für verhaftet. Wenn ihn dann Hauptmann Franz Thalguter in Plars einsperren und endlich nach Passeier abführen ließ, so erfüllte er damit eine Ordre des Sandwirts, die dieser am 13. ausdrücklich gegen Danei erlassen hat.

1) Ohne sich des obigen Kreditivs zu erinnern, setzt Hofer dem Aufruf das P. S. bei: „Zur Wissenschaft für den Kommandanten Marberger, er soll die Mannschaft von Oberinntal nach Mals führen." J. M.
2) So der Gemeindeausschuss von Mais, wo Pfarrer Kasimir Schnitzer predigte, man solle das gegebene Wort halten. Ein Sandwirtsreiter, Köll von Stams, hatte dort Hofers Befehl verkündet.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 785

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.