796 - Daneis Haft


aufzuhalten. Nur was um Hofer selbst zurückblieb als zechendes und lärmendes Gastgesindel am Sandhof, zusammengelaufenes Volk aus der Fremde und fragwürdige Existenzen der Heimat, die sich am liebsten vom Kriege nährten, nur das war jedem ruhigen und vernünftigen Gedanken unzugänglich. Mitten unter ihnen stand Hofer, nicht wie ein Kommandant, sondern wie ein willenloses Werkzeug im Dienste niedriger Triebe. Merkwürdig: Der Tag, an dem er seine glänzendste Kapitulation mit dem Feinde abschloss, brachte noch seine dunkelste Stunde.

Aus welchem Tone es am 22. im Sandwirtshause herging, zeigt schon die ohne viel Federlesen vorgenommene Aburteilung und Füsilierung eines Landsmannes wegen angeblicher Spionage. Hofer war geneigt in dieser Art fortzufahren — und zwar mit Männern, die er seine Vertrauten genannt. Noch einmal tritt das Freundespaar Danei - Sieberer auf den Plan. Jenen, mehr eifrig als klug, sahen wir noch als Gefangenen nach Passeier wandern. Saltaus war ihm als Ort seiner Haft angewiesen. Noch immer meinte der Priester ein kräftiges Wort erfolgreich zu Hofer sprechen zu können. Er protestierte in einem Briefe gegen seine Behandlung und forderte zum Frieden auf. Das war so recht zur Unzeit getan, er hatte damit die Aufmerksamkeit der Lärmmacher am Sand und des von ihnen beherrschten Sandwirts auf sich gezogen. War es ja im Augenblick, da man die 1000 Franzosen gefangen genommen. Über die Wirkung seiner Einsprache konnte ihn Hofers barsche Antwort belehren: Danei habe dort zu bleiben, wohin man ihn befohlen, hoffentlich sei nun „Ruhe und kein Murren mehr", sonst wäre man zu andern Maßregeln gezwungen. Die nächste Stunde brachte dem Arrestanten die Überführung nach St. Martin. Noch nicht gewitzigt, sandte Danei durch seinen Bruder nochmals strenge Vorwürfe an den Oberkommandanten. Unter Geschimpfe beordert dieser den Boten zurück mit Verhängung der Todesstrafe für den Landverräter, die am folgenden Tag zu vollziehen sei. Weinend nehmen die Brüder Abschied für dieses Leben, ein kaltes Loch wird Danei als Armesünderzelle angewiesen beim untern Wirt. Aber welch Erstaunen! Eintretend trifft er einen Leidensgefährten, gepeinigt von körperlichen und seelischen Schmerzen — seinen Freund Sicherer.

Von seiner Vintschgauer Eskorte war Sieberer schon am 20. dem Sandwirt vorgeführt worden. Es war im Häuschen der Kellerlahn, wo Hofer in Gesellschaft einiger Bauern und seines Schreibers Sweth sich noch aufhielt. Der Ankömmling begrüßte seinen alten Oberkommandanten: nach beschwerlicher Reise sei er froh, ihn endlich zu treffen. Seine Hoffnung, mit Hofer ein vernünftiges Wort sprechen zu können, war schnell zunichte. Was dieser ihm sagte, war ungereimtes Zeug, als



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 796

Rechtschreibung behutsam angepasst.
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