800 - Kämpfe bei Bozen


am 19. von dannen. 1) Auf der Höhe von Jenesien waren die Landstürmer und Schützen des Burggrafenamtes verteilt. Den nach Bozen geflohenen Rusca meinten sie fangen zu können. Schon am 19. hatten sie bei St. Georgen ober Griess eine Feuerattacke mit französischen Vorposten. Am nächsten Tag sollte es gegen Bozen gehen. Anstatt jedoch den notwendigen Wachtdienst zu versehen, zogen sie es vor, sich in ihren Quartieren wohl sein zu lassen. Rusca ließ sie bei Nacht umgehen, und plötzlich sahen sie sich am Morgen des 20. angefallen. Noch schlaftrunken suchten die Unvorsichtigen das Weite. Peter Thalguter wollte seine Algunder in Jenesien noch sammeln, da ward er von feindlichen Kugeln niedergestreckt. In Terlan setzten sich die Franzosen fest, das Dorf erlitt schwere Plünderung, zwei gefangene Bauern wurden sogleich kriegsrechtlich erschossen. 2) Baraguay, ein wahrhaft ritterlicher und edel denkender Offizier, missbilligte diese Racheakte Ruscas und nahm die Besetzung des Burggrafenamtes in die eigene Hand. Aus Brixen nachrückende Bataillone ließ er in Bozen zurück und führte eine ganze Division gegen Meran. In dessen Umgebung herrschte unbeschreibliche Aufregung. Von Mölten her jagten die vor Rusca Entflohenen, aus Passeier wurde Dorellis Gefangennahme gemeldet. Diese Botschaft, jubelnd aufgenommen, ließ nochmals an Widerstand denken. 3) Am Simmich will man den Feind erwarten, bei Burgstall wird die Strasse mit Steinpflöcken verlegt. Da zeigen sich die Schwadronen Baraguays, und allenthalben zerteilen sich die Sturmrotten. Ohne einen Angriff zu erfahren, gelangt der General bis Meran. Alle dominierenden Punkte um die Stadt herum erhielten starke Besatzung: auf Tirol blieb der von Passeier herbeigekommene Barbou, in Mais Severoli, in Schenna Bertoletti, eine andere Kolonne in Marling. Viel weiß die Lokalgeschichte zu erzählen von bösartigen Ausschreitungen, deren sich der Soldat trotz Baraguays bessern Intentionen schuldig machte.

Nun konnte Daneis Ruhestiftung wieder einsetzen. Er wie Sieberer erhielt einen Pass zur Heimreise. Danei wandte sich nach Vintschgau. Schon auf der Toll traf er Landstürmer, die ein Befehl Marbergers 4) dorthin gerufen hatte. Es kostete noch viele Worte, um das Aufgebot zum auseinandergehen zu bewegen. Der Priester besuchte eine Gemeinde

1) Aus der Durnholzer Chronik, abgedr. in Tir. Stimmen 1906 Nr. 64. Nach Simonis a. a. O. sollen nur 70 Mann gesund entkommen sein.
2) Hepperger und Ladurner a. a. O.
3) Ordre des Jos. Thom. Zingerle im Namen der Kommandantschaft Meran, 23. Nov.: „Der Feind dringt über Marling und Burgstall vor. Die ganze zurückgebliebene Mannschaft ist schnell aufzurufen und zur Gegenwehr zu ordnen. Jeder Verzug ist gefährlich." J. M.
4) Marbergers Befehl ist datiert von Rabland 23. Nov. (Danei a. a. O.)



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 800

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.