802 - Unruhen in Paznaun


Tales zu berichten hatten, bestätigte den Bestand vollkommener Ruhe. 1)

Hofers letzte Schilderhebung zündete in einer Talabgeschiedenheit, wohin bisher vom Kriegslärm des ganzen Jahres fast nichts gedrungen war, in Paznaun. Die Leistung seiner vier Gemeinden hatte bisher darin bestanden, dass ihre fünf Kompagnien hinter Galtür am Zeynisjoch Wache gehalten. Bis zum 20. November waren auch zu ihnen so viele Botschaften über Österreichs Unglück, Hofers Rücktritt, Bayerns strafende Behandlung der Oberinntaler gedrungen, dass der Talkommandant Wendelin Kathrein mit den andern Hauptleuten die Abdankung der Mannschaft beschloss. Im Wirtshaus zu Ischgl wurde an diesem Tage die Verabschiedung vorgenommen. 2) Alles schien sich .glatt zu vollziehen. Da erschien ein Mann, an seiner Kleidung erkennbar als österreichischer Milizoffizier. Es war jener Vorarlberger Jubele, der mit Firler in Oberinntal gehetzt hatte. War dieser nach den letzten vergeblichen Widersetzlichkeiten bei Imst in das obere Etschtal gerannt, so hatte sich der andere nach Paznaun geschlagen. Vor den eben versammelten Talleuten wusste Jubele die richtigen Töne anzustimmen. Auf Teimer berief er sich und auf eine Reise zum Kaiser, und, damit schon im Vertrauen gestiegen, rückte er mit der Hauptsache heraus: das Ding mit dem Frieden sei erlogen, die Kaiserlichen rückten nach Tirol, der Sandwirt habe den Säbel wieder in die Hand genommen, in Nauders seien schon 1500 Landsleute gerüstet, den Paznaunern zu Hilfe zu kommen. 3) Die Hitzigsten wären am liebsten gleich in das Inntal gerückt, um die Bayern aufzuheben. Sie mussten sich jedoch den andern fügen, die den Feind am Eingang des Tales erwarten wollten. Nicht lang brauchten sie auf ihn zu harren. Noch am gleichen Tag wurde ihnen eine bayrische Ordre überbracht, welche Unterwerfung forderte. Und als sie dies keiner Antwort würdigten, entsandte General Raglovich aus Landeck seine Truppen gegen Paznaun. Am 24. erschienen sie vor Schloss Wiesberg, dieser „Schildwache des Tales", ein

1) So berichtet Kurat Julius Vogl von Pfelders am 8. Dez.: „Ich höre nichts von Rebellerei sondern nur von Gehorsam und Untertänigkeit. Niemand ist hier abwesend." Quartiermacher Peter Ilmer meldet aus St. Martin wiederholt im Dez., von Rebellion sei nichts zu sehen und zu hören. J. St.
2) Gleichzeitige Quelle über Paznaun Joh. Christ Zangerls Chronik (Handschr, in J. M.), dazu die anmutige Erzählung „Das Treffen bei Giggl" v. Flir (Bild, aus d. Kriegszeit. Tir. p. 120 ff.) nach gesammelten Angaben noch lebender Teilnehmer. Nach Zangerl verdienten die Paznauner Schützen für die Zeit vom 11. April bis 25. Nov. an Löhnung 19 389 G., wovon sie nur 2070 Gulden empfangen haben.
3) Wie es in Wirklichkeit mit Nauders stand, beweist eine Erklärung der Gemeinde v. 18. Nov.: „Der Feind rückt schon über Ried vor, unsere Schützen können ihn nicht länger aufhalten und haben seinen Zorn zu fürchten. Man hat uns bisher auf die Vintschgauer vertröstet, die aber nicht erschienen. Kommt diese Hilfe bis morgen nicht, so wird mit dem Feind kapituliert." J. M.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 802

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.