817 - Baraguay wirbt bei den Städten



eifrige Verbreiter. 1) Es kam zu Besprechungen zwischen Baraguay und der Stadtvertretung, welche auf eine Beschickung des Vizekönigs hinausliefen. Dass dort die gnädigste Aufnahme erfolgen würde, konnte der General im Vorhinein zusagen. Einen Anknüpfungspunkt hatte schon Eugens erste Proklamation geboten mit dem Versprechen, alle Klagen und Beschwerden entgegennehmen und, wenn begründet, ihnen Abhilfe schaffen zu wollen. In dem Ladeschreiben, das von Bozen an die anderen tirolischen Städte erging, wird ausdrücklich auf diese Zusage Beauharnais' verwiesen. In Einzelvorschläge lässt sich diese Einladung nicht ein, sie spricht nur „von dem grössten Nutzen für das Land" und wäre es auch nur, dass nach einer solchen Abordnung die Verpflegung der Truppen auf Kosten des Landes aufzuhören hätte.

Zu einem allgemeinen tirolischen Städtetage kam es nicht. Die welschtirolischen Städte lehnten direkt ab mit der Begründung, dass sich Eugens Proklamation auf sie, die am Aufstande keinen Teil hätten, nicht beziehe. Innsbruck und Hall beriefen sich auf eine bereits nach München abgegangene Gesandtschaft, deren Erfolg noch unbekannt sei. 2) Es besprachen sich also nur die Städteboten vom deutschen Südtirol (Bozen, Meran, Brixen, Sterzing, Bruneck und Lienz). Die Vertretung Merans war nur bevollmächtigt, über Schritte zur Erleichterung der Einquartierungslast zu beraten. Die bei weitem nicht vollzählige Versammlung wagte nicht, offen für Absichten einzutreten, wie sie etwa den Veranstaltern vorgeschwebt. Eine Deputation nach Mailand wurde zwar in Aussicht genommen, wobei man jedoch aufrichtig bekannte, der Städte seien zu wenig, als dass sie im Namen des ganzen Landes handeln könnten. Sie wollten sich als nicht „direkte" Teilhaber an der Erhebung dem Schutz des Vizekönigs empfehlen und bitten, dass das Land ungeteilt bleibe. Der Stadt Bozen

1) Einheimische Quellen nennen keinen Namen. Dass Giovanelli diesen Dingen nicht ganz ferne stand, glaube ich aus einem Briefe Tschiderers an dens. zu entnehmen. Dieser schreibt (18. Dez.): „Wie kann man erwarten, dass Tirol einen eigenen Landesfürsten erhalte? Ich würde dies immer für eine wahre Strafe des Landes ansehen. Auch eine Teilung kann kein Tiroler wünschen. Ich bitte, es mir nicht zu verargen, dass ich meine Meinung so trocken äußere. Aber ich bin voll von Teilnahme für mein Vaterland." Giovanelli d. j. hat später lebhaft dagegen protestiert, seinen Vater mit der Trennungsidee in Zusammenhang zu bringen. Auch Rapp suchte Giovanelli den ä. zu reinigen, er schreibt an denselben (30. Dez.): „Als ich bei Oberfinanzrat Ritter über die Stimmung in Bozen sprach, nannte er mir auch Sie als Mitglied der italienischen Partei und meinte, dass Sie mit Herrn P. (wohl Plattner) in ein Horn blasen. Ich protestierte gegen diese Meinung feierlich und bewies ihm, dass gerade Sie dem Antrag des P. auf eine Deputation nach Mailand sich am meisten widersetzt haben." A. G.
2) Bürgermeister Feliz. Rauch an die Stadt Bozen (18. Dez.): „Nachdem das künftige Schicksal Tirols noch nicht entschieden zu sein scheint, glaubten wir nicht zu fehlen, wenn wir Abgeordnete zum bayrischen König schickten, welcher dem Innkreis bei der jüngsten Besitznahme große Unterstützungen angedeihen ließ." M. St.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 817

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.