825 - Stimmung im Lande


schwer mitgenommenen Familie erwähnt die Korrespondentin die von Dallatorre, die gänzlich ruiniert sei. 1) Und eben ein Mitglied derselben, Antoniette, bricht gegenüber einer Freundin in die Worte aus: „O Teure, wie haben sich die Jahre des Glückes in Jahre des Jammers gewendet!" Ein Herr von Inama fasst seine Schilderung zusammen: „Hier ist nichts als Jammer und Not, die Last der Einquartierung, dazu keine Besoldungen, Pensionen und Zinsen, alles Geld aus dem Lande geschleppt, es ist schrecklich und unverantwortlich." Ähnliche Reflexionen stellen Josefa v. Hormayr und Gräfin Crescenz Trapp in den Briefen an ihre Brüder an. Die Gräfin weiß noch nicht, was für einen Herrscher das Land bekommen wird. Aber „wenn nur willkürliche Despotie herrscht, dann wird das Wohl des Landes vernichtet, ob bayrisch oder französisch". Seit Monaten trägt sie „eine furchtbare Last der Einquartierung". 2) „Wie unerschrocken haben sich unsere Bauern gezeigt und was haben sie alles geopfert, um sich nur von diesen Tyrannen zu retten. Wie unglücklich endete dieser Krieg für Österreich. Es wurde schon anfangs sehr gefehlt. Ich bin schon erschrocken, wie ich in Tirol so wenig Truppen einrücken sah. Und das Land hat solche Proben der größten Tapferkeit abgelegt. Wären wir suteniert worden, so hätte man ewig keinen Feind mehr in Tirol gesehen. So aber ist nun alle Hoffnung verloren. Der gute arme Kaiser, welche Prüfungen hat dieser edle Monarch auszuhalten!" Der Haller Hauptmann Josef Seitz wieder wendet sich an seinen Bruder in Wien um Geldaushilfe, da er wegen der für seine Kompagnie und für Munition aufgeliehenen Summen (2000 G.) von den Gläubigern hart überlaufen wird. Auch Dienstmädchen berichten über die Notlage. Von einer ist die Herrschaft davongezogen, weil ihr alle Wohnräume durch die Einquartierung genommen wurden; eine andere Familie geriet in solche Verlegenheiten, „dass sie die Leibwäsche verkaufen mussten". So illustriert jede der schreibenden Hände in ihrer Weise das auf allen Schichten lastende Los.

Über den materiellen Schaden, den das Kriegsjahr gebracht, finden sich Belege fast in jedem Gemeindearchiv. Tausende von Akten sprechen davon. Ist nicht schon ein unscheinbares Blatt Papier kennzeichnend, worauf ein einfacher Amtsdiener den Verlust seiner Habe mit 1383 G. beziffert? 3) Was hatte es beispielshalber für einen Kleinbauer zu bedeuten, wenn sich in seinem Hause an einem einzigen Tage 60 Landstürmer einlagerten, denen er die Zehrung verabreichen musste? 4) Am öftesten und jedes Mal mit dem größten Verlust kamen die Wirte an der Heeresstrasse

1) Vgl. p. 602.
2) Drei hohe Offiziere mit 17 Sekretären und Domestiken.
3) Rechnung des Amtsdieners Jos. Huber in Brixen. J. St
4) Lorenz Rangger a. a. O. p. 81.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 825

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.