829 - Peter Mayr



retten. Auf dem Domplatz sind die drei gefallen. Nach einem Edelwild jagten die Häscher, welche dem Mahrwirt nachspürten. Dass er noch an dem letzten Putsch bei Brixen ganz hervorragend beteiligt war, wusste jedermann. Severoli setzte daher auf ihn wie auf Kolb einen Entdeckerpreis. Peter Mayr konnte sich von der heimatlichen Scholle nicht trennen. Er verbarg sich entweder im eigenen Hause oder in einer nahen Hütte. Den aufregenden Nachforschungen der Soldaten und Gerichtsdiener im Mahrhause entzog sich seine Familie, indem sie „mit Sack und Pack" auf das Obermayergut 1) in Albeins siedelte. Da die Streifungen um Velthurns ergebnislos blieben und Weib und Kinder nicht zu Hause weilten, so lebte sich die Meinung ein, der Geächtete habe sich doch von dannen gemacht. Man wollte wissen, er sei über Sarntal zum Sandwirt gegangen und habe gemeinsam mit diesem den Weg nach Graubünden gewählt. Wochenlange Ruhe wiegte ihn in Sicherheit, er begann sich zu zeigen und wurde von immer mehreren gesehen. In seinem Verstecke im „Leitererhäusl" fassten ihn die ausgesandten Schergen. 2) Mayr wurde an Baraguay zur Aburteilung übergeben. Man weiß, wie entgegenkommend sich dieser Offizier, nicht allein einem menschlichen Triebe folgend, in Bozen erwies. Marianne von Giovanelli, in deren Haus der General und seine deutsche Frau verkehrten, legte Fürbitte ein, und man klügelte aus, wie dem weitum geachteten Mann zu helfen wäre. Es fand sich ein Ausweg. Wenn der Mahrer deponierte, dass ihm der entscheidende Befehl des Vizekönigs vom 12. November nicht bekannt geworden, so sollte der Prozess, in dem sein Todesurteil schon gesprochen war, wieder aufgenommen werden. Wer hätte zweifeln mögen, dass der Delinquent mit beiden Händen nach solchem Rettungsboote griff! Doch der Wirt von der Mahr war mit einem Schilde der Gewissenspflicht und Wahrheitstreue gepanzert, über dessen Reinheit er mit der stahlharten Festigkeit eines altfreien Ritteners, wie seine Ahnen, die Mayr am Kölhof, waren, gewacht hat. Auch nicht das Stäubchen einer Notlüge sollte diesen spiegelblanken Harnisch beflecken. Mochte ihn sein wackerer Verteidiger 3) vor dem Gericht, mochten ihn Freunde, selbst seine flehende Gattin bestürmen, er blieb unbeugsam: Die Kundmachungen des Feindes habe er wohl gekannt, aber ihnen nicht geglaubt. Und so streckte auch ihn am 20. Februar eine Salve auf der Bozener Tuchbleiche dahin. Es war edles Blut, das da gekeltert wurde.

In der schlimmsten Art verfuhr unter den strafenden Generalen Broussier in Pustertal. Seit dem 8. Dezember, der letzten Affäre in

1) Im Besitze des Georg Mayr. Berichte des Gerichtes Brixen v. 14. u. 19. Dez. J. St.
2) Nach den archival. Mitteilungen Klaars in  Tir. Stimmen 1900.
3) Nach Hepperger a. a. O. war der Verteidiger nicht Knoll, sondern Voltelini. Hepperger berichtet auch über Mayrs Ende voll Fassung und Frömmigkeit.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 830

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.