832 - Broussier im Pustertal



Josef Achammer in Sillian, Josef und Georg Bachmann, Josef Mehlhofer und Jakob Schmadl in Innichen, Bartlmä Durnwalder in Toblach, Nikolaus Amhof und Johann Jäger in Niederdorf, 1) Josef Leitgeb von Antholz in Windschnur, Anton Worscher von Asling in Taufers. Auch Peter Sigmair, der Sohn des Tharerwirtes in Olang, ward vor das Bluttribunal gefordert. Gleich andern hatte er sich in unerreichbarer Bergwildnis geborgen. Da dringt die Schreckenskunde zu ihm, der General habe, da der Sohn nicht aufzufinden, nach dem alten blinden Vater gegriffen. „Auf den Flügeln der Kindesliebe" eilt er herbei, der Alte ist befreit, er selbst fällt als Opfer heiliger Sohnespflicht. Broussier ruhte nicht, bis die Zahl 25 voll war. Eine noch größere Anzahl nahm er mit, als er sein Schreckensregiment mit seinem Abmarsch beendigte, unter ihnen den Kaplan Thomas Stoll von Uttenheim. Sie teilten das qualvolle Geschick ihrer Brüder auf Elba. Das Abschreckende in den verfügten Hinrichtungen sollte noch dadurch vermehrt werden, dass die Leichen der Justifizierten tagelang auf dem im Dorfe errichteten Galgen ausgestellt blieben. Mit schweigendem Schauder trug das Volk das schwere Verhängnis. Nur in Taufers machten die Weiber Miene, selbst gegen die Wüteriche auszurücken. 2)

Diese alle, welche das Verderben ereilte, waren Opfer der Umtriebe Kolbs, der den Namen des Sandwirts missbraucht hatte. Der vermeintliche Ruf des Oberkommandanten hatte sie noch gelockt. Und eben Hofer selbst sollte noch der Führer dieser letzten Blutzeugen sein, da er gleiches Los mit ihnen teilte. Seit Barbous Ankunft in St. Leonhard schien er verschwunden zu sein. Mit Sweth und seiner Familie hatte er die Kellerlahn aufgesucht. Bei Nacht leuchteten die französischen Lagerfeuer zu ihnen empor, in seinem immer wieder auflebenden Optimismus meinte der Sandwirt, dabei möchten wohl auch Feuerzeichen der Freunde sein. Erst Döninger, der auf Rekognoszierung ausging, belehrte ihn, dass es im Tal nur mehr von Franzosen wimmle, von Verteidigern nichts mehr zu sehen sei. Das trieb ihn mit den Seinen noch weiter in die Höhe. Im Brantacherhofe suchte und fand er Unterkunft. Von hier sandte er seine letzten Zeilen dem Erzherzog. Nur von ihm erwartete er noch „Unterstützung", nachdem er „es mit seinen Leuten nimmer aushalten" könne. Also der verzweifelte Hilferuf des „in Herz betrübtesten Andre Hofer von Passeier". 3) Die zwei Briefboten stahlen sich mit dem Zettel durch Pustertal, sie passierten Brixen in dem Augenblick, da Kolbs Scharen die Stadt zu umzingeln begannen. Auch um Bruneck sahen sie es von

1). Ein gleichzeit. histor. Lied auf Jäger s. in Hist. polit. Blatt. 141 (1908) 69
2) Darüb. Jos. Steger a. a. O. p. 144 ff.
3) Dat. 29. Nov. Or. in J. M. Abgedr. bei Peter, Caj. Sweth p. 14; so auch der folg. Brief Holzknechts.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 832

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.