834 - Erneuerter Zuspruch



zu viel auf dich selbst, außer es hat dich Gott durch einen Engel versichern lassen, dass deine Standhaftigkeit uns zur Rettung oder zu unserm noch größeren Unglück bestimmt sei. Verzeihe mir, dass ich dir so schreibe, ich meine es gewiss jederzeit aufrichtig. Menschlicherweise werden dir sehr wenige, die rechtschaffen denken, etwas anderes raten, wenn einer sich diesen gegenwärtigen Augenblick recht vor Augen stellt. Vertraue dich doch rechtschaffenen Männern und der Geistlichkeit, wenn du überzeugt bist, dass sie vor Gott und den Menschen rechtschaffen denken und handeln. Sohin kann man hoffen, dass man das Seinige getan hat, wenn es uns auch hernach gut oder übel gehen sollte. Gott ist jederzeit ober uns und wahrscheinlich auch mit uns, wenn wir seine Stimme hören. Wenn uns keine Stimme vom Himmel kommt, so sollen wir doch die Stimme rechtschaffener Priester hören, dergleichen dir viele ebenso bekannt sind wie auch viele schlechte. Gott, Maria und alle Heiligen leiten deine Gedanken und führen dich zu dem, was Gott angenehm und uns ersprießlich ist, amen. Verschmähe nicht diese paar Zeilen. Sie sind gewiss aufrichtig von deinem bekannten Freund, der dich jederzeit liebt und in den Schutz Gottes befiehlt unter herzlichem Gruß." 1)

Dieser Hinweis Holzknechts auf priesterlichen Rat hatte seine bestimmte Bedeutung. Besonnene Männer des Tales beschlossen, mit einigen Geistlichen den Sandwirt zu besuchen, um ihn zur Ergebung zu bereden. Auch Baraguay soll Kapuziner zu ihm entsandt haben, um ihm Pardon in Aussicht zu steilen, wenn er an der Beruhigung des Volkes tätig mitwirke. Anfangs Dezember erschienen Gemeindemänner mit dem Pfarrer Ampach von St. Leonhard, dem dortigen greisen Frühmesser Leonhard Rempp, Hofers Beichtvater, und Magnus Prieth, dem Kuraten in Platt, auf Brantach. Sie machten aus der Absicht ihres Ganges kein Hehl und legten deshalb den Weg fast mit Lebensgefahr zurück. 2) So gärte es noch unter den Talleuten. Den Sandwirt trafen sie, wie er mit Sweth den Rosenkranz betete. Ohne ihrer zu

1) St. Leonhard, 30. Nov. „An Andre Hofer, wo er ist." Cop. in J. M.
2) Dies wird für jeden einzelnen in einem Bericht des Meraner Landgerichtes vom 10. März 1811 (J. St.) hervorgehoben. Dieser Bericht schildert die Haltung des Talklerus während des Aufstandes: Ampach und seine beiden Kooperatoren Magnus Hundegger (von Fiecht) und Jos. v. Gruber, die zwei Frühmesser Franz und Leonh. Rempp in St. Leonhard haben stets für den Frieden gewirkt, so auch der Pfarrer Hermann Strobl in St Martin und sein Kooperator Jos. Pöhl, während der zweite Hilfspriester Johann Schnitzer, noch sehr jung, am Aufstand, wenn auch vielleicht gezwungen, beteiligt war. Der alte Kurat Jos. Pichler in Moos hielt sich passiv, der dortige Frühmesser Joh. Ennemoser hat die Bewegung geschürt. Kurat Julius Vogl in Pfelders, Jos. Heel in Rabenstein, Expositus Gabriel Mitteregger in Schweinsteg und Michael Mayer in Walten waren immer für die Ruhe tätig. Jakob Hofer, Expositus in Schuls, zog wiederholt als Feldpater aus, nicht immer vielleicht freiwillig und hat wenigstens Ausschreitungen eifrig gewehrt. Der hochgebildete Magnus Prieth hat wenigstens in den letzten Tagen des Aufstandes sich große Mühe zur Rückkehr der Ordnung gegeben.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 834

Rechtschreibung behutsam angepasst.
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