841 - Beauharnais und Napoleon



Die Politik seiner damaligen Haupt- und Staatsaktion, in der er allein noch die Rettung des tief gesunkenen Reiches erblickte, hatte mit solchen Sentimentalitäten nichts zu schaffen. 1) Am Wiener Hofe rührte sich nichts.

Hofer, von Bozen an leidlicher behandelt, wurde mit Sweth in die Festung Mantua geschafft. Bei einer nächtlichen Feuersbrunst in Ala, so wird mehrfach berichtet, hätte er seinen Wachen entschlüpfen können. Er aber half an den Löscharbeiten getreulich mit. Seit 5. Februar lag er in den Kasematten der Mincio-Stadt. Über sein Schicksal entschied Napoleon, der allein.

Hofers Verhaftung wurde von den Generalen gern nach Paris gemeldet, so von Drouet an den Kriegsminister Clarke, Herzog von Feltre, am 31. Januar, von Baraguay an den Vizekönig, der bekanntlich damals in Paris weilte. Es wurde nicht für überflüssig gehalten, dabei zu betonen, dass die Ruhe im Lande nicht gestört sei. Eugen ordnete von Paris aus die Überführung nach Mantua an, wo auch das erste Verhör aufzunehmen war. Gleichzeitig sollte in Mailand der Inhalt einer Hoferschen Papierkassette, die sich gefunden, untersucht werden. Daraus erhoffte sich der Vizekönig belangreiche Aufschlüsse über die Tiroler Insurrektion. Aber schon in diesem ersten Rapport ergreift Eugen das Wort zugunsten des Sandwirts: der Barbone habe in Tirol eine wichtige Rolle gespielt, der Schein verurteile ihn; es sei jedoch gewiss, dass er überall, wo er sich Gehorsam verschaffen konnte, viel Menschenfreundlichkeit entwickelte, viel Unordnung und Unglück verhütete. Es ist ein Zeugnis, das jenen ehrt, von dem es spricht, als auch den Feind, von dem es gegeben ist. 2) Sollte es nicht auch im Imperator einen Funken menschlichen Empfindens wecken? Mit einer Eile, als gälte es, Versäumtes gleich nachzuholen, trifft Bonaparte seine Entscheidungen. Die erste lautet, Hofer sei nach

1) Metternich hat 1810 in Paris anfragen lassen, ob die Auswanderung von Hofers Hinterbliebenen nach Österreich erlaubt sei. (Metternich an Ugarte, 28. Juni.) W. St.
2) Mem et Corr. du Prince Eugène p. Du Gasse VI, 247.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 841

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.