842 - In Mantua



Vincennes zu liefern. Dessen Laufgräben hatten schon einmal eine von korsischer Willkür verhängte sensationelle Exekution 1) gesehen. Doch warum eine so lange Reise zum Blutgerüst? Napoleon liebt möglichste Kürze. Daher löst den ersten sogleich ein zweiter Befehl an den Vizekönig ab: „Da Hofer nun einmal in Mantua, so geben Sie den Befehl, eine Kriegskommission zu seiner Verurteilung zu bilden und ihn an Ort und Stelle zu erschießen, und all das binnen 24 Stunden." 2)

Der Auftrag ließ an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Das Urteil war bereits in Paris gesprochen. Was in Mantua zu geschehen hatte, war nur mehr grausame Formelsache. Am 17. Februar kehrte Eugen nach Mailand zurück, ohne Säumnis gab er Napoleons Befehl nach Mantua weiter, sodass dort mit dem Schauspiel, das dieser Befehl ein Militärgericht nannte, am 19. begonnen werden konnte.

Bis dahin hatte der Sandwirt mit seinem Begleiter Döninger den Kerkerraum geteilt. Die Einförmigkeit des Kerkerlebens hatte mitunter ein Verhör, wohl auch der Besuch des Festungskommandanten, desselben Generals Bisson, der in Wilten kapituliert hatte, unterbrochen. Sweth erzählt, Bisson habe den Sandwirt zum Eintritt in französische Dienste bereden wollen, dieser jedoch habe erklärt, er lasse nicht vom Haus Österreich und von Kaiser Franz. 3) Bald wird es Hofer deutlich geworden sein, dass er auf Rettung von Wien aus nicht mehr zu bauen habe. Dass er sich viel mit eigener Verteidigung, mit Entschuldigung oder Schönfärberei bei den Konstituten abgegeben hätte, findet sich nicht bezeugt. Aber für andere Unglückliche sprach er auch jetzt und suchte sie mit seiner Aussage zu entlasten. 4)

Am Nachmittag des 19. trat auf Bissons Befehl die ernannte Kommission

Mantua (Mantova). Lombardei, Italien © Stefan Dietrich
Mantua (Mantova). Lombardei, Italien
© Stefan Dietrich, 29. Juli 2006

1) am Herzog von Enghien.
2) Je vous avais mandé de faire venir Hofer à Vincennes, mais puis qu'il est à Mantoue, donnez l'ordre qu'on forme une commission militaire pour le juger et qu'il soit fusillé à l'endroit où votre ordre arrivera; que tout cela soit l'affaire de 24 heures. Au Viceroi d' Italie, Paris le 11. fevr. 1810. Aus den „Minutes des lettres de Fevrier 1810" im Pariser Arch. Nat. A F. IV 883, die Cop. des Schreibens Eugens an Clarke v. 8. Febr., sowie Clarkes an Napoleon v. 7. Febr. ebend. A F. IV 1684. Ich verdanke dieses interessante Material der gütigen Vermittlung des Herrn Hofr. Fournier. Napoleons Weisung v. 11. Febr. in Mém. et Corr. du Prince Eugene VI, 277 mit der Variante Paris statt Vincennes.
3) Die Erzählung hat wenig Wahrscheinlichkeit: welche Dienste hätte der Sandwirt übernehmen sollen?
4) Diesen schönen Zug hebt Johann v. Campi a. a. O. in gebührender Weise hervor. Campi war durch Vial gefangen nach Mantua geschickt worden. Dort saß er im selben Kerker an der Porta Molina seit 24. Dez., welcher Hofer und Sweth dann eingeräumt wurde. Gemeinsam mit Hofer verhört, bekam er dabei wiederholt von demselben das Zeugnis, dass er erst nach dem Friedensschluss sich nach Tirol begeben und nur im Sinne der Beruhigung gewirkt habe.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 842

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.